"Wasserreich Ostfriesland: Tide, Typen und Taucher"

Reportage von Franziska Voigt

Mediathek: 60 min-Fassung bis 25.07.2023, 14.10 Uhr, ARD Mediathek

Kaum eine Region in Norddeutschland dürfte so von Wasser geprägt sein wie Ostfriesland. Eingerahmt von der Nordsee, das Binnenland durchzogen von unendlich vielen Wasseradern. Eingedeichtes, von Menschenhand gemachtes Land, dem Meer abgetrotzt. Hier gibt es Tiefs und Schloote und die großen Binnenseen werden Meere genannt. Das Wasser prägt nicht nur die Landschaft, sondern auch die Menschen. Für viele OstfriesInnen sind Kanäle, Flüsse und Schleusen ihr Arbeitsplatz und Lebensmittelpunkt.

Die Reportage ist unterwegs auf den facettenreichen Wasserwegen Ostfrieslands, erzählt die Geschichten unterschiedlicher Menschen, deren Leben vom Wasser geprägt ist, und zeigt die Landschaft in opulenten Bilderstrecken.

Einer von ihnen ist Christian Janhsen. Er hat seinen Kutter "Orion" von seinem Vater übernommen und fischt in dritter Generation im Watt. Um sich unabhängig zu machen von Fangquoten und Großhändlern, versucht er es mit einer neuen Geschäftsidee: Er geht auf Hummerjagd. Mithilfe einer selbst gebauten Konstruktion wirft er seine Körbe in der Nordsee aus. "Das ist viel schonender für das Ökosystem, als wenn ich mit einem Schleppnetz über den Meeresgrund gehe", sagt Christian Janhsen. Seinen Fang will er an lokale Gastronomen und Fischhändler verkaufen.

Matthias Kurtz lebt und arbeitet nach dem Wetter und den Pegelständen. Er ist Schöpfwerkmeister in Knock an der Ems und wacht über die Wasserstände in einem rund 49.000 Hektar großen Gebiet. Weil das eingedeichte Land tiefer liegt als der Meeresspiegel, würde es bei Regen volllaufen. Damit es keine Überschwemmungen gibt, wird über das Schöpfwerk Wasser aus den Kanälen und Tiefs in die Unterems gepumpt.

Matthias Kurtz bedient vier riesige Pumpen, die zusammen 60.000 Liter Wasser pro Sekunde bewegen können. Bei Starkregen muss er sogar nachts ran. "Man lebt diesen Job irgendwann", sagt er. In den Sommermonaten müssen die Pumpen gewartet werden. Eine aufwendige Aktion, für die Matthias Kurtz Hilfe von den Emder Hafentauchern braucht.

Das schmucke Fischerdorf Greetsiel lässt sich am besten vom Wasser aus erkunden, denn es ist von vielen Grachten durchzogen. Auf Kanälen kann man sogar bis in die Dörfer der Krummhörn fahren. Corinna Dreessen führt den einzigen Bootsverleih mit acht Schiffsführenden und 40 Booten. Besonders begehrt sind die Fahrten mit ihren Ausflugsschiffen. In der Hochsaison, wenn das Personal knapp wird, packt Tochter Lara mit an und wagt ihre ersten Einsätze als Schiffsführerin.

Das Traditionsschiff "Prinz Heinrich" wurde 1909 auf der Meyer Werft in Papenburg gebaut und verkehrte als Passagierschiff zwischen Emden und Borkum. Vor rund 20 Jahren hat ein Verein das historische Dampfschiff übernommen. Swana Kißmann gehört zu der Crew. Die 24-Jährige studiert an der Seefahrtsschule in Leer und will Kapitänin werden. Sie war auch schon auf großen Pötten und in internationalen Gewässern unterwegs. Aber auf der "Prinz Heinrich" wird noch alles per Handarbeit gemacht, und dass mag sie besonders.

Der Elisabethfehnkanal ist ein Überbleibsel aus der Zeit, als in Ostfriesland Torf abgebaut und über die schnurgeraden Kanäle verschifft wurde. Heute sind auf dem Kanal nur noch FreizeitkapitänInnen unterwegs. Und ohne Schleusenwärter Stefan Strauch geht hier gar nichts, weil sieben Klappbrücken und vier Schleusen bedient werden müssen, damit die Boote passieren können. Um acht Uhr klappt er die erste Brücke hoch, dann begleitet er die Skipper durch "seinen" Kanal. Wenn im Sommer viele Boote unterwegs sind, wird es in der Schleuse eng. "Manche werden dann nervös, weil sie Angst um ihr teures Boot haben!"

Seit über 450 Jahren setzt eine ganz besondere historische Fähre in Wiltshausen bei Leer über die Jümme: Die "Pünte" ist die letzte handgezogene Wagenfähre Europas und wird an einem speziellen Drahtseilsystem mit der Hand über den Fluss gezogen. Ein Knochenjob für den Fährmann Oliver Grensemann und seinen Kompagnon Kevin. Denn alle, Radfahrer*innen, Oldtimer-Fahrer*innen und sogar Reiter*innen, wollen mit der kleinen "Pünte" über den Fluss.

Text: NDR

Fotos: © NDR/AZ Media/Franziska Voigt

Produktion: AZ Media

Weiterer Sendetermin: Fr, 29.01.2021, 20.15 Uhr, NDR-Fernsehen (Erstausstrahlung 60 min-Fassung: VON KANAL-KÖNIGEN UND FREIZEITKAPITÄNEN);  So, 27.02.2022, 20.15 Uhr, NDR-Fernsehen (Erstausstrahlung 90 min-Fassung); So/Mo, 27./28.02.2022, 00.55 Uhr, NDR-Fernsehen (90 min-Fassung); Mo, 28.02.2022, 07.30 Uhr, NDR-Fernsehen (90 min-Fassung); Mo, 25.07.2022, 14.10 Uhr, NDR-Fernsehen (60 min-Fassung)

Gefördert mit Mitteln der nordmedia - Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH.

Siehe auch: WASSERREICH OSTFRIESLAND