Vielfältige Win win-Effekte durch einen aktiven Filmservice in der Kommune
- intensiver Austausch beim nordmedia-Kommunennetzwerktreffen
Am 1. März 2023 traf sich das nordmedia-Kommunennetzwerk wieder einmal online und tagte per Zoom zum Thema "Filmservice in der Kommune". Referentin Marie Kaub, Expertin für Filmtourismus aus Köln, berichtete den Kommunenvertreter:innnen, wie sie seinerzeit in Münster den „Filmservice Münster.Land“ auf den Weg gebracht hat, der sich seitdem erfolgreich um Filmteams in Münster und Umgebung kümmert.
Vor ihrem Vortrag fand ein intensiver Austausch der Teilnehmer:innen aus Bremen, Fischerhude, Hameln, Hann. Münden, Krummhörn-Greetsiel, Lüneburg, Meppen, Norden-Norddeich, Osnabrück, Spiekeroog und Stade zum Umgang mit Dreharbeiten statt. Dieser zeigte, dass Film- und Fernsehproduktionen in Niedersachsen und Bremen herzlich willkommen sind und vor Ort gerne betreut werden. So zum Beispiel wie im letzten Jahr in Stade, wo die Dreharbeiten der sechsteiligen Serie NEULAND für das ZDF stattgefunden haben und von der STADE Marketing und Tourismus GmbH begleitet wurden. Oder in Oberlangen im Emsland, wo die Emsland Touristik GmbH die Dreharbeiten für die internationale, nordmedia-geförderte Koproduktion DER VERLORENE ZUG unterstützte. Der Spielfilm hat am 27. April 2023 Kinostart.
Besonders in Lüneburg, wo seit 2006 die Telenovela ROTE ROSEN für die ARD gedreht wird, haben Dreharbeiten erhebliche touristische Effekte ausgelöst. Ebenso auch in Norden-Norddeich, wo seit 2016 inzwischen sieben Verfilmungen der OSTFRIESENKRIMIS für das ZDF nach den Bestsellern von Klaus- Peter Wolf in Szene gesetzt worden sind. Serien- und Krimifans zieht es auch von weit her an die Drehorte, was zur Steigerung der Übernachtungszahlen und zum Ausbau der filmtouristischen Angebote vor Ort führt.
Neben einem Stadtplan mit Drehorten und einer Vielzahl von Führungen auf den Spuren der ROTEN ROSEN gibt es in Lüneburg einmal im Jahr einen sehr beliebten ROTE ROSEN-Fantag, den die Lüneburg Marketing gemeinsam mit der Produktionsfirma Studio Hamburg Serienwerft organisiert. Die Hansestadt Lüneburg ist überhaupt ein attraktiver Drehort, da sie sowohl eine schöne mittelalterliche Altstadt als auch futuristische Architektur, wie den Libeskind-Bau der Leuphana Universität, zu bieten hat. Weitere Infos dazu hier: Lüneburg in Film und Fernsehen
In Norddeich zieht die Ausstellung "Klaus-Peter Wolf & die Welt der Ostfriesenkrimis" mit Original-Requisiten aus den Filmen so viele Besucher:innen an, dass Tickets nur für bestimmte Zeitfenster gebucht werden können. Der Clou bei den Krimis von Klaus-Peter Wolf und ihren Verfilmungen ist, dass sich die Handlung an Original-Schauplätzen abspielt, die sich mehrheitlich in Norden-Norddeich befinden. Hier lebt der Autor und ist auch dabei, wenn das rund 50-köpfige Filmteam hier pro Episode ca. 22 Drehtage vor Ort dreht.
Die Produktionsfirma Schiwago Film arbeitet derzeit an den Verfilmungen von Teil acht bis zehn und hat dafür eigens ein leerstehendes Möbelhaus in Norden angemietet. Hier wurde nicht nur ein Produktionsbüro eingerichtet, sondern auch Teile der ehemaligen Büros und der Möbel-Ausstellung zu Filmsets umgebaut, die das Kommissariat der Hauptfigur Ann Kathrin Klaasen und ihrer Kolleg:innen darstellt. Die OSTFRIESENKRIMIS erzielen nicht nur während des Drehs wirtschaftliche Effekte, ihr Erfolg beim Publikum lockt auch immer mehr Filmfans in die Stadt.
Beim nordmedia-Kommunennetzwerktreffen gab Referentin Marie Kaub den Tipp, schon im Vorfeld von Dreharbeiten zu klären, ob beispielsweise eine Nutzung und Vermarktung von Standfotos oder Requisiten im Sinne der Kommune von Produzent:innen und Finanzierungspartnern erwünscht und erlaubt ist. Kaub initiierte und unterstützte vor mehr als 20 Jahren in Münster die Einrichtung des „Filmservice Münster.Land“. Viele Kommunen würden sich fragen, ob ein Filmservice überhaupt sinnvoll ist, wenn es keine oder nur wenige Drehanfragen gibt. Das Beispiel von Münster zeige, dass es sich in jedem Fall lohnen kann, selbst aktiv zu werden und dabei mit Partnern vor Ort strategisch zusammenzuarbeiten.
Wichtig sei es, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und sich in der Stadt ein Netzwerk für den Filmstandort aufzubauen. In Münster sei seinerzeit die Initiative "Pro Film Münsterland" mit einer großen Auftaktveranstaltung und starken Partnern wie z. B. der IHK initiiert worden. Außerdem sei es von Vorteil, klare Strukturen und Aufgabenverteilungen zu schaffen, Drehgenehmigungsverfahren möglichst zu verschlanken und vor allem eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner für Filmteams in der Kommune zu haben. In Münster wurde eine eigene Stelle geschaffen und kompetent besetzt, was ideal sei, um sich dem Thema Filmservice aktiv und kontinuierlich widmen zu können.
Susanne Lange von der nordmedia Film Commisson wies darauf hin, dass die nordmedia kostenlose Serviceangebote für Kommunen anbiete. Es bestehe zum einen die Möglichkeit, interessante Gebäude und Plätze im Location Guide der nordmedia zu verzeichnen. Zum anderen hat die Film Commission der nordmedia gemeinsam mit dem Kommunennetzwerk vor einigen Jahren das Projekt "Dreharbeiten-Leitfaden" ins Leben gerufen.
Der Dreharbeiten-Leitfaden ist online auf der nordmedia-Homepage zu finden und weist den Weg zu wichtigen filmrelevanten Kontakten in der jeweiligen Kommune. Manchmal könne auch mit wenig Aufwand viel erreicht werden, betonte Susanne Lange. So könnten zum Beispiel Kommunen auch auf ihren eigenen Internetseiten auf ihre Ansprechpartner:innen für Filmteams hinweisen oder auf ihren Dreharbeiten-Leitfaden bei nordmedia verlinken. In jedem Fall seien weitere Dreharbeiten-Leitfäden sowie neue Mitglieder im Kommunennetzwerk jederzeit herzlich willkommen!