Ökostrom und Co. - Was brauchen Filmteams, um vor Ort grün zu drehen?

- reger Austausch beim nordmedia-Kommunennetzwerktreffen mit Green Consultant Georg Germer

Am 17. November 2022 beschäftigte sich das nordmedia-Kommunennetzwerktreffen per Zoom erneut mit dem hochaktuellen Thema "Grünes Filmen". Ab 2023 muss die Mehrzahl aller Dreharbeiten in Deutschland umweltfreundlich durchgeführt werden. Beim Netzwerktreffen ging es daher um die Frage, was Kommunen vor Ort anbieten sollten, damit Dreharbeiten gemäß der verlangten ökologischen Mindeststandards umgesetzt werden können. Referent Georg Germer berichtete aus seiner Praxis und stellte den Teilnehmenden das neue Berufsbild des Green Consultant vor, das es erst seit 2021 gibt.

Georg Germer lebt in Niedersachsen in der Nähe von Bremen und ist einer der ersten IHK-zertifizierten Green Consultants. Als Expert:innen für ökologische Film- und Medienproduktionen beraten sie Produktionen, um deren ökologischen Fußabdruck bestmöglich zu reduzieren. Dabei begleiten sie Dreharbeiten verschiedenster Film, TV- und Streamingformate in allen Phasen der Produktion.

green motion und die ökologische Mindeststandards

Die Film- und Medienbranche hat bis dato aufgrund ihrer aufwändigen Produktionsweise eine sehr negative Umweltbilanz mit einem hohen CO2-Verbrauch. Daher haben sich Filmschaffende, Förderer, Sender, Streamingdienste und Produktionsfirmen in Deutschland darauf verständigt, dass es notwendig ist, hier entgegenzusteuern.

Auch die nordmedia ist wie viele Förderer, Sender und Produktionsfirmen dem Arbeitskreis "Green Shooting" beigetreten, der das Label "green motion" vergibt. Seit diesem Jahr sind Projekte, die von der nordmedia eine Produktionsförderung erhalten, zur Einhaltung der ökologischen Mindeststandards verpflichtet. "Es gibt 15 Bereiche mit 21 Mussvorgaben, von denen 18 Standards eingehalten werden müssen", berichtete Georg Germer beim Kommunennetzwerktreffen. Er stellte insbesondere die ökologischen Mindeststandards vor, die beim Drehen vor Ort entscheidend sind.

Wichtig: Feststrom am Filmset und an der Basis

Georg Germer erläuterte, dass bei Dreharbeiten on location sehr viel Strom benötigt werde. Um die Stromversorgung am Set zu sichern, seien bis dato meist Dieselgeneratoren im Einsatz gewesen, die eine hohe Treibhausgas-Emission hätten. Um diesen großen CO2-Ausstoß zu reduzieren, geben die ökologischen Mindeststandard vor, dass "wann immer möglich, der Strom über einen Netzanschluss und nicht über Dieselgeneratoren bezogen werden soll."  Bei fiktionalen Produktionen on location, bei denen es einen Feststromanschluss in einer Entfernung von bis zu 100 Metern gäbe, müsse dieser verpflichtend genutzt werden. "Dieselgeneratoren sind in diesem Fall verboten" so Germer. Green Consultants suchen daher vor Ort nach Netzbetreibern, die Feststrom für das Filmset und die Versorgungsbasis des Filmteams zur Verfügung stellen können. Die Nachfrage nach Stromdienstleistern kämen dann verstärkt auf die Kommunen zu und es sei hilfreich, hier Adressen zur Hand zu haben.

Must have: Ökostrom im Hotel

© William W. Potter - stock.adobe.com
© William W. Potter - stock.adobe.com

Ein sehr wichtiger Punkt für die Einhaltung der ökologischen Mindeststandards sei außerdem die Unterbringung des Filmteams in nachhaltigen Unterkünften. Dabei würden Ferienhäuser und Apartments als umweltschonender gelten als Hotels. Hotels müssten daher "ausgewiesene Umweltmaßnahmen" anbieten, um gebucht zu werden. Dazu gehören laut den green motion-Standards: Ökostrom, Energiesparmaßnahmen bei Heizung und Klima, Wassersparmaßnahmen und Mülltrennung.

"Meine Recherchen haben ergeben, dass viele Häuser, auch wenn sie als nachhaltig zertifizierte Hotels gelabelt sind, bisher noch keinen Ökostrom haben", musste Georg Germer in der Vorbereitung auf den Workshop feststellen. "Leider ist ohne Ökostrom ein wichtiges Kriterium für ausgewiesene Umweltmaßnahmen nicht erfüllt und das Hotel kommt dann für das Filmteam oft nicht mehr in Frage." Als Green Consultant wünscht er sich hier mehr Transparenz und eine klare Kennzeichnnug - zum Beispiel auch in den Unterkunftsverzeichnissen der Kommunen, damit Hotels mit Ökostrom schneller auffindbar sind. "Eine nachhaltige Zertifizierung nützt mir nichts, wenn im Hotel kein Ökostrom vorhanden ist", so Germer.

Im Anschluss an seinen Vortrag gab es noch einen regen Austausch mit den Teilnehmenden und Referentin Mechhild Marie Kaub darüber, wie die Maßnahmen vor Ort umsetzbar sind. Das Thema "Grünes Filmen" wird auch die nächsten Kommunennetzwerk-Workshops begleiten. Ziel der in 2021 von Mechthild Marie Kaub (Film + TV Consulting) und Susanne Lange (nordmedia Film Commission) initiierten Workshop-Reihe ist es, das nordmedia Kommunennetzwerk auf die neuesten Entwicklungen vorzubereiten und gemeinsam möglichst nachhaltige Drehbedingungen für Filmteams in Niedersachsen und Bremen zu gestalten.

Hier finden Sie eine Übersicht zu Hotels und Unterkünften in Niedersachsen und Bremen, die fortlaufend ergänzt wird.