Nachhaltig und zukunftsweisend: "Grünes Drehen" beim nordmedia Kommunennetzwerk

- neue Workshop-Reihe informiert über nachhaltige Maßnahmen am Drehort


Was brauchen Film- und Fernsehteams, wenn sie umweltfreundlich drehen möchten? Und was können Kommunen anbieten, um nachhaltige Dreharbeiten zu unterstützen? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigte sich das nordmedia-Kommunennetzwerk in zwei Online-Workshops der nordmedia Film Commission im Juni und Juli 2021.

Das Thema "Grünes Drehen" wird nicht nur aus Klima-Aspekten immer vordringlicher: Was bisher auf freiwilliger Basis stattfindet, wird in naher Zukunft auch gesetzlich vorgegeben sein. Es werden sich einige rechtliche Grundlagen ändern, wie zum Beispiel das Filmfördergesetz des Bundes, das umweltfreundliche Dreharbeiten ab dem kommenden Jahr verpflichtend machen wird (voraussichtlich in Kraft ab 01.01.2022). Hier werden zukünftig sehr hohe Anforderungen an Filmproduktionen gestellt: Fördergelder werden nur noch an Kino-Produktionen gezahlt, die ökologische Maßnahmen umsetzen und ihre Klimabilanz nachweisen können. Auch in der neuen Förderrichtlinie der nordmedia, die zum 01.07.2021 in Kraft getreten ist, gibt es jetzt einen - freiwilligen - Passus zum ökologischen Produzieren.

Referentin Mechthild Marie Kaub von der Film + TV Consulting in Köln ist u. a. BUND-Expertin für Umwelt und Medienpolitik und gab zu diesen aktuellen Entwicklungen auf Bundes- und Länder- sowie Senderebene in ihren Vorträgen einen fundierten Überblick.

Bei den meisten der Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern aus Bremen und Niedersachsen war "Nachhaltigkeit" zwar bereits auf der Agenda, wenn es zum Beispiel um nachhaltigen Tourismus oder Klimaschutz- und Umweltbeauftragte in ihren Kommunen geht.

Das Thema "Grünes Drehen" war dagegen für alle neu und wurde von Mechthild Marie Kaub ausführlich an zahlreichen Beispielen beleuchtet. So stellte sie u. a. anhand eines „grün“ gedrehten TATORTs vor, wie durch eine nachhaltige Produktionsweise bis zu 42 % CO2-Ausstoß reduziert werden konnte.

Außerdem zeigte sie am Beispiel eines idealtypischen Ablaufs einer Fernsehproduktion, welche Stationen eine Produktion von der Drehbuchentwicklung bis zur Endfertigung durchläuft, und wo genau die Möglichkeiten von Kommunen sind, diesen Ablauf durch umweltfreundliche Maßnahmen zu unterstützen.

Robert Wenzel, Qualitätsmanager Nachhaltigkeit bei der TourismusMarketing Niedersachsen GmbH (TMN), bereichterte das Treffen außerdem durch seinen informativen Vortrag "Nachhaltigkeit im Tourismus". Er machte deutlich, wie groß einerseits die Herausforderungen für den Tourismus besonders im Hinblick auf den Klimawandel sind. Andererseits zeigte er auf, welche vielfältigen Chancen und Problemlösungen die Umstellung auf Nachhaltigkeit im Tourismus bieten kann.

Robert Wenzel erläuterte, dass es in Niedersachsen bereits inspirierende Vorbilder und Best Practise-Beispiele für Nachhaltigkeit im Tourismus gibt. Daran sind auch Mitglieder des nordmedia-Kommunennetzwerks beteiligt, wie zum Beispiel die Stadt Celle (TourCert), die Insel Juist (TourCert), die Ostfriesischen Inseln (Mitglied Exzellenzinitiative, www.nachhaltige-inseln.de), die TMN selbst (Mitglied Exzellenzinitiative Nachhaltige Reiseziele), die Landeshauptstadt Hannover (Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2017), die Stadt Osnabrück (Deutscher Nachhaltigkeitsprei 2019) und die Insel Norderney (Green Destinations 2020).

Wenn in naher Zukunft Filmschaffende den CO2 -Ausstoß ihrer Produktionen reduzieren müssen, sind sie auf der Suche nach nachhaltigen Angeboten, Dienstleistern und Produkten. Dabei treffen sie bereits auf einige touristische Anknüpfungspunkte in Niedersachsen und Bremen, die auch für "grünes" Drehen hilfreich und sinnvoll sind.

Nach den beiden Workshops zogen alle Beteiligten eine positive Zwischenbilanz und stellten fest, wie inspirierend der gemeinsame Austausch ist, um sich auf die neuen Anforderungen von Film- und Fernsehproduktionen vor Ort rechtzeitig einstellen zu können.

Welche konkreten Maßnahmen von den Kommunen getroffen werden können - zum Beispiel bei Unterkünften oder durch örtliche Energieversorger -  und ob und wie sich dadurch auch ein Standortvorteil ergeben kann, dazu soll es im Herbst weitere Online-Veranstaltungen geben und eine Checkliste "Grünes Drehen" erarbeitet werden.

Ziel der Workshop-Reihe ist es, das nordmedia-Kommunennetzwerk rechtzeitig auf zukünftige Entwicklungen vorzubereiten und gemeinsam möglichst nachhaltige Drehbedingungen für Filmteams in Niedersachsen und Bremen zu gestalten.