Projektstipendium Filmstart Bremen 11 - vier Filmprojekte erhalten Förderung
Seit 2015 existiert das von der nordmedia und dem Filmbüro Bremen initiierte Projektstipendium Filmstart Bremen, das künstlerische Filme und Nachwuchsfilmprojekte aus Bremen fördert. In der elften Runde wurde das Fördervolumen auf insgesamt 45.500 Euro angehoben - rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit reagieren die senatorische Behörde für Wirtschaft, Häfen und Transformation und nordmedia - Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH als Fördergeber auf gestiegene Produktionskosten in der Filmbranche. Auch die maximale Fördersumme pro Projekt wurde auf Wunsch des Filmbüros Bremen auf bis zu 20.000 Euro erhöht - ein wichtiger Schritt zur Stärkung von Nachwuchs- und Autorenfilm.
Die unabhängige Jury bestand in diesem Jahr aus Tanja Georgieva-Waldhauer (Produzentin elemag pictures, Gera), Astrid Menzel (Regisseurin und Autorin, bremen) sowie Hannes Wesselkämper (Filmkritiker und Kurator, Berlin).
In intensiven Beratungen sichtete die Jury alle eingereichten Projekte unter künstlerischen und filmfachlichen Gesichtspunkten. Ziel von „Filmstart 11“ ist es, experimentelle, dokumentarische oder fiktionale Filmvorhaben mit künstlerischem Anspruch zu ermöglichen und insbesondere den filmischen Nachwuchs auf dem Weg zur Professionalisierung zu unterstützen.
Gefördert werden durch das Projektstipendium Filmstart 11
The Zero Within
Experimenteller Dokumentarfilm von Behshad Tajammol
17.000 Euro, Produktionsförderung
Durch eine feministische, kollektive Perspektive verbindet der Film die Proteste iranischer Frauen von 1979 gegen den Hijab mit heutigen Kämpfen von Frauen und queeren Personen. Archivmaterial, Interviews und persönliche Gespräche zeigen, wie das Neuinterpretieren von Geschichte revolutionäres Potenzial entfalten kann.
Jurybegründung: Das Projekt vermittelt uns eine Dringlichkeit des Themas, die sowohl im historischen Ausgangsmaterial als auch in der Bearbeitung durch die drei internationalen Künstlerinnen liegt. In ihrer essayistischen Perspektive wird eine starke künstlerische Handschrift erkennbar, die uns unmittelbar ins Geschehen zieht.
Das schönste Kind unter der Sonne
Kurzspielfilm von Nicola Jakobi und Kim Hausner
15.000 Euro, Produktionsförderung
An einem heißen Sommertag suchen zwei 17-jährige Freundinnen Zuflucht in einer alten Klosterruine. Ihre enge Freundschaft gerät ins Wanken, als eine Gruppe junger Männer auftaucht. Zwischen Unsicherheit, Eifersucht und dem Wunsch nach Nähe entsteht ein stiller Konflikt - und die Frage, ob sie diese Aufmerksamkeit überhaupt wollen.
Jurybegründung: Uns beeindruckt das atmosphärisch dichte Drehbuch, das gekonnt zwischen Realismus und märchenhaftem Stil changiert. Mit Blick für inszenatorische Details gelingt es dem Projekt, einen visuellen Stil auszuarbeiten, der uns - gerade im Umgang mit 16mm-Filmaterial - restlos überzeugt hat.
Das Service
Dokumentarfilm von Alex Bartsch und Beatrix Schwehm
8.000 Euro, Produktionsförderung
Sommer 1934 in Bremen. Die Nationalsozialisten veranstalten die sogenannte Braune Hansa-Messe, auf der sich Bremer Industrie und Einzelhandel präsentiert. In Halle 8 entsteht ein Tumult. Ferdinand S., Professor für Innenarchitektur an der neu gegründeten Nordischen Kunsthochschule, hat ein Porzellanservice antisemitisch diffamiert. Ein Skandal entspinnt sich, Fritz Mackensen schaltet sich ein, Bildungssenator Richard von Hoff muss reagieren. - Das Service ist ein Dokumentarfilm-Experiment über die Frühzeit des NS-Staats. Basierend auf historischen Beschwerdebriefen legt der Film gesellschaftliche Dynamiken der Radikalisierung und Denunziation frei.
Jurybegründung: Die Filmidee zeugt von einem Feingefühl im Umgang mit einem zunächst unscheinbaren Archivfund, dessen Brisanz sich erst auf den zweiten Blick erschließt. Durch eine klare ästhetische Herangehensweise führt das Projekt eine vielstimmige historische Reflexion über Zeugenschaft und lässt so ein Stück Geschichte filmisch lebendig werden.
A Lesson in Cosmic Geometry
Animierter Dokumentarfilm von Lyri Milo
5.500 Euro, Projektentwicklung
Der Animationsfilm setzt die fragmentierte Psyche von David zusammen, einem frustrierten Ku?nstler, der 1971 in Tel Aviv Suizid beging. Durch sein 12-jähriges Tagebuch, seine schriftlichen Werke und Home-Radio-Aufnahmen enthu?llt der Film Davids widerstreitende Personas - alle getrieben von einer obsessiven Suche nach der Ewigkeit und verfolgt von der Angst vor Mittelmäßigkeit.
Jurybegründung: Auf einfühlsame Weise arbeitet die Regisseurin eine persönliche Geschichte von allgemeingültiger Bedeutung und internationaler Strahlkraft auf. In der Verbindung von Realfilm und animatorischer Freiheit wird hier ein existenzielles Dilemma vieler Künstler:innen greifbar.