Keine Kakophonie an der Weser

Stimmungsvoller Talk zum Thema "Bremer Film-Stadt-Musikanten"

Weserhaus
Weserhaus

Die vier Bremer Stadtmusikanten sind bekanntlich nie in Bremen angekommen. Ihr Gesang glich auch keinem Wohlklang - ganz anders war es beim nordmedia-Talk im "Weserhaus". Alle Fachreferenten sind ausgewiesene Kenner zum Thema Filmmusik. Als erster Gast konnte Hansjörg Kohli, Leiter der Musikredaktion des ZDF, von Moderator Jochen Coldewey auf dem Podium begrüßt werden. Kohli ist bei den Mischungen dabei und erarbeitet teilweise mit den Komponisten die Konzepte. Er stellte fest, dass aktuell in Filmen entweder mit sehr viel Musik gearbeitet wird oder das Gegenteil der Fall sei. Seiner Meinung nach müsse man sich in der Mitte treffen, jedoch solle sich die Musik nie vor den Film stellen.

Felhaus, Beilfuß, Kohli, Coldewey
Felhaus, Beilfuß, Kohli, Coldewey

Als Herausgeber und Chefredakteur der Fachzeitschrift ?cinema musica? äußerte sich der Bremer Mike Beilfuß zu den aktuellen Tendenzen in der Filmmusik: Insgesamt sei ein verstärktes Interesse am Thema feststellbar. Aus der Praxis eines Filmmusikers berichtete André Feldhaus. Er freue sich über frühzeitige Einbindung in die Entstehung eines Films. Als Beispiele hatte Feldhaus die Dokumentation "Schnappschuss mit Che" mitgebracht. Der Regisseur und Produzent Wilfried Huismann habe der Musik noch im Schneideraum mehr Platz eingeräumt, da sie von Verrat und Freundschaft erzählt hat, berichtete Huismann aus dem Publikum. Feldhaus' neueste Arbeit feierte jüngst Premiere mit REMARQUE - SEIN WEG ZUM RUHM, dessen Leitmotiv der Zeitkolorit der 1920er Jahre in Berlin war. Er hat alle Stücke mit einer Big Band eingespielt. Nach dem Einspieler betonte die Produzentin Elke Peters, dass sie dem Regisseur ausdrücklich André Feldhaus vorgeschlagen hätte.

Elias
Elias

Er sei ein Dienstleister für den Film, so beschrieb Karim Sebastian Elias seine Arbeit. Elias ist Träger des deutschen Fernsehpreises mit langer Referenzliste, u.a. „Rhythm is it!“, "Gerdas Schweigen", "U-900". Für aufwändige Passagen wie in dem Abenteuerfilm "Die Schatzinsel" habe er alles komponiert und orchestriert, erzählte Elias, aber er hat das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt nicht selber dirigiert. Er empfahl jedem Produzenten, Geld für Orchesterproduktionen einzukalkulieren.

Storck komplettiert die Runde
Storck komplettiert die Runde

Autotüren, Vogelgezwitscher und quietschende Reifen - dafür ist der Bremer Kai Storck im Film zuständig. Der Sounddesigner (u.a. EMMAS GLÜCK, SCHADE UM DAS SCHÖNE GELD) arbeitet oft parallel zur Filmmusikkomposition. Dabei müsse er Stimmungen erzeugen und die Musik mit der Atmo verbinden, betonte Storck. Einen Eindruck bekamen die rund 70 Gäste im Einspieler von DAS FREMDE IN MIR zu sehen. Für die Zukunft wünschten sich alle Referenten mehr Aufmerksamkeit für die Musik im Film. Beim anschließenden get-together auf Einladung der nordmedia war ein Anfang dafür gemacht: Bei den Gesprächen stand die Filmmusik im Mittelpunkt.