"Verliebt in Barbara"
- mehr als 25.000 Besucher beim 27. Filmfest Braunschweig

„Es ist ihre Neugierde, die sie in besonderer Weise auszeichnet“, lobte Margarethe von Trotta ihre Lieblingsschauspielerin und Freundin Barbara Sukowa in ihrer sehr persönlichen Laudatio und gestand „Ich bin verliebt in Barbara“.
Barbara Sukowa nahm den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis „Die Europa“ des 27. Braunschweiger Filmfest für ihre herausragenden darstellerischen Leistungen und Verdienste um die europäische Filmkultur sichtlich gerührt entgegen und bekannte: „Ohne Margarethe von Trotta würde ich heute hier nicht stehen“. Die beiden großen Damen des deutschen Films standen im Mittelpunkt der von Julia Westlake moderierten Preisverleihung des 27. Filmfestes Braunschweig im Staatstheater.

Der britische Regisseur Dan Hartley gewann den mit 10.000 Euro dotierten Publikumspreis „Der Heinrich“ für europäische Debüt- und Zweitfilme für LAD: A YORKSHIRE STORY. Den Preis nahm Schauspielerin Nancy Clarkson entgegen. LAD: A YORKSHIRE STORY ist die berührenden Geschichte des 13-jährigen Tom, der durch die Freundschaft zu einem Park-Ranger lernt, mit dem Verlust seines Vaters umzugehen. Hartleys teils biografischer Film wurde vor der großartigen Landschaft der Yorkshire Dales aufgenommen.Die Hälfte des Preisgeldes geht an einen Verleih, der den Film in die deutschen Kinos bringt. Beide Preise, „Die Europa“ und den Publikumspreis „Der Heinrich“ stiftet der Hauptsponsor des Festivals Volkswagen Financial Services.

Der mit 2.000 Euro dotierte Kurzfilm-Musikpreis „Der Leo“ ging an Regisseur Ben Cady und Sounddesigner Joe Gilder ANOMALIES. Der 12-Minüter spielt in einer minimalistischen, animierten, schwarz-weiß Welt, die von farbigen Anomalien heimgesucht wird. Die Jury mit Alexandra Gramatke, Geschäftsführerin der KurzFilmAgentur Hamburg, Komponist Oliver Heuss und Filmpublizistin Marli Feldvoß zeigte sich von der Gestaltung der Tonspur beeindruckt: „Ben Cady ist es gelungen, über ein reines Sounddesign hinauszugehen und dem Fremden mit elektronischen Klängen eine eigene Stimme zu verleihen.“ Eine lobende Erwähnung sprach die Jury zudem für DER GROSSE GAMMEL von Susann Maria Hempel aus.

Die junge Jury des Deutsch-Französischen Jugendpreises KINEMA entschied sich für die französische Produktion SUZANNE von Regisseurin Katell Quillévéré. Das Drama um eine junge Frau, die ihre Liebe ohne Kompromisse lebt, beeindruckte die sechs jungen Juroren, drei aus der Haute-Normandie und drei aus Niedersachsen: „Das authentische Spiel der Darsteller sowie die lebensnahen Aufnahmen versetzen den Zuschauer in ein scheinbares Abbild der Realität. Eine Realität, die von Härte geprägt ist, ohne dabei jemals brutal zu werden. Dabei ist der Film nie vorhersehbar und hält immer wieder unerwartete Wendungen bereit, die durch wiederkehrende musikalische Themen untermalt werden."

Mit einer Werkschau für Birgit Hein ehrte das Filmfest die Pionierin des Experimentalfilms. In vier Programmen, die Birgit Hein selbst moderierte, gab sie ein Überblick über ihr Werk, darunter auch die Welturaufführung ihre jüngsten Arbeit „Abstrakter Film“. Mit zahlreichen Erstaufführungen glänzte auch das dem Filmland Kroatien gewidmete Special „Croatia goes Europe!“, das dem aktuellen Filmschaffen des jüngsten EU-Mitgliedstaates gewidmet war. Produzentin Antonia D. Carnerud präsentierte KOTLOVINA von Regisseur Tomislav Radić, während Drehbuchautor Zvonimir Munivrana CHILDREN OF FALL von Regisseur Goran Rukavina vertrat. Die junge Regisseurin Maša Drndić zeigte ihre poetische Dokumentation THE WAINTING POINT. Kurzfilm-Regisseure Radislav Jovanov Gonzo mit SQUARED und Hana Vacek mit PEARS waren ebenfalls angereist.

Für den klangvollen Auftakt des Festivals sorgte die deutsche Premiere des Filmkonzerts BLANCANIEVES vor 1.500 Zuschauern mit dem Staatsorchester Braunschweig unter der Leitung von Helmut Imig, in Anwesenheit des Komponisten und Goya-Preisträgers Alfonso Vilallonga. Dem Schweizer Komponisten Niki Reiser (EXIT MARRAKECH) war die Werkschau der Reihe „Musik und Film“ gewidmet. Und Stephan v. Bothmer vertonte den Stummfilm ZUR CHRONIK DES GRIESHUUS mit Neuer Musik. In der Reihe „Neues Internationales Kino“ feierten ZULU von Jérome Salle mit Oscar-Preisträger Forest Whitaker, TIP TOP von Serge Bozon mit der Europa-Preisträgerin Isabelle Huppert, das finnische Drama 8-BALL von Aku Louhimies und die Dokumentation MICHAEL H. - PROFESSION: DIRECTOR, die Regisseur Yves Montmayeur selbst vorstellte, ihre deutsche Erstaufführung. Das Publikum von "Heinrich"-Wettbewerb begeisterten unter anderem Heiner Lauterbach mit HARMS, Regisseurin Anne Wild mit SCHWESTERN, sowie Christian Alvart mit BANKLADY.

Gemeinsam mit MEDIA Desk lud das Filmfest zum Meeting ?Boost your festival!?. Mikael Fellenius vom Filmfestival Göteborg sprach über strategische Festivalentwicklung. Für die hervorragende Entwicklung des Braunschweiger Filmfests erhielt der scheidende Festivalleiter Volker Kufahl Lob und Anerkennung von allen Seiten, u.a. von der niedersächsischen Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Dr. Gabriele Heinen-Kljaji?. Er wechselt nach 13 Jahren zur FilmLand M-V in Schwerin.
Insgesamt zählte das Filmfest an sechs Tagen erneut mehr als 25.000 Besucher.
Weitere Informationen: www.filmfest-braunschweig.de