40. Europäisches Filmfestival Göttingen: Erfolg für das britische Kino
Das Europäische Filmfestival Göttingen konnte mit seiner 40. Ausgabe vom 22. November bis 1. Dezember 2019 ein rundes Jubiläum feiern und ist somit das traditionsreichste Festival in Niedersachsen. Das Jubiläumsjahr 2019 war auf politischer Ebene auch das Jahr der heftigen Brexit-Debatten, was punktgenau zum Länderfokus „Aktuelles Kino aus Großbritannien“ passte. Der Brexit war erwartungsgemäß auch ein wichtiges Thema in den Gesprächen mit den britischen Festivalgästen, aber im Mittelpunkt standen natürlich die Filme selbst.
Gleich der Eröffnungsfilm THE DRUMMER AND THE KEEPER von Nick Kelly in Anwesenheit von Hauptdarsteller Dermot Murphy wurde zum absoluten Zuschauerliebling und gewann souverän den Publikumspreis des Festivals, das „Göttinger Liesel“.
Außerdem konnte das Festival zwei Deutschland-Premieren präsentieren: Regisseur Stephen Cookson stellte seine nagelneue bissige Satire BRIGHTON vor, die in der souveränen Kontrastierung von Vergangenheit und Gegenwart zweier Paare eine bestimmte „Proud-to-be-British“-Mentalität aufs Korn nimmt. FUNNY COW von Adrian Shergold zeigt die tragikomische Lebensgeschichte einer jungen Frau, die im Nordengland der 70er-Jahre unbedingt Stand Up-Comedian werden will. Die beiden Produzenten Nick Proctor und Perry Travers erzählten vor ausverkauftem Saal von der jahrelangen Arbeit an diesem Film, der für sie ein Herzensprojekt war.
Weitere Highlights waren DIRTY GOD von Sacha Polak, JELLYFISH von James Gardner, ADULT LIFE SKILLS von Rachel Tunnard oder das ästhetisch innovative Drama BAIT von Mark Jenkin. Abschlussfilm war die Preview von SORRY WE MISSED YOU, dem neuen und sehr bewegenden Film von Altmeister Ken Loach. Insgesamt wurden im Rahmen des Länderfokus nicht weniger als 15 neue britische Filme gezeigt.
Zu Gast war auch Leslie Sheldon, der künstlerische Leiter des neuen Filmfestival in Göttingens englischer Partnerstadt Cheltenham, das im Mai 2019 erstmals stattgefunden hat. In Zukunft soll es eine enge Kooperation zwischen beiden Festivals geben. Der Festivalschwerpunkt wurde vertieft und ergänzt durch die Fotoausstellung „Distant Islands“ dreier junger Fotografen, die im Mai 2017 eine Woche in Manchester zum Thema Brexit fotografierten.
Auch in den weiteren Festivalsektionen „Europäische Premieren und Previews“, „Cinema Italia“ und „Junges deutsches Kino“ gab es viele interessante Filme zu entdecken. So stellte Regisseur Alexej Hermann den gemeinsam mit Eike Weinreich realisierten Spielfilm UNRUHEZEITEN vor, Asli Özarslan präsentierte ihre bereits mehrfach ausgezeichnete Dokumentation DIL LEYLA, und Iris Reinisch ihren Film DAS MEER UND DAS LAND. Im nächsten, dem 41. Jahr, wird sich das Europäische Filmfestival Göttingen durch den Zusammenschluss mit dem Göttinger Kurzfilmfestival neu aufstellen. Es bleibt spannend!
Weitere Informationen: www.filmfest-goettingen.de