34. Unabhängiges FilmFest Osnabrück mit Preisen für "Lovemobil" und "Nicht im Traum"

Friedensfilmpreis für LOVEMOBIL (v.l): Günter Sievert (Preisstifter), Masha Matzke (Jury); Elke M. LehrenKrauss (Regisseurin) und Wiebke Thomsen (Jury)
Friedensfilmpreis für LOVEMOBIL (v.l): Günter Sievert (Preisstifter), Masha Matzke (Jury); Elke M. LehrenKrauss (Regisseurin) und Wiebke Thomsen (Jury)

In den Wettbewerben des 34. Unabhängigen FilmFest Osnabrück, das vom 16. bis 20. Oktober 2019 in Osnabrück stattfand, waren gleich zwei nordmedia-geförderte Produktionen erfolgreich. Elke Margarete Lehrenkrauss gewann mit LOVEMOBIL den Friedensfilmpreis Osnabrück. In ihrem abendfüllenden Dokumentarfilm dokumentiert die freischaffende Filmemacherin und Videokünstlerin den Alltag und die Schicksale von Sexarbeiterinnen, die abseits bewohnter Gegenden in Wohnmobilen am Rande einer Landstraße nahe Wolfsburg auf Kundschaft warten.

Die Jury, bestehend aus dem Filmproduzenten Mike Beilfuß, der Filmwissenschaftlerin Masha Matzke und der Medienwissenschaftlerin und Kinobetreiberin Wiebke Thomsen, urteilte unter anderem: „Beeindruckend gelingt es Elke Margarete Lehrenkrauss, jenen Frauen, die aufgrund ökonomischer Zwänge in diese entmenschlichte und funktionale Existenz gedrängt wurden, durch komplexe Portraits ihre Menschlichkeit zurückzugeben, indem sie von ihren individuellen Geschichten, Wünschen und Hoffnungen würdevoll und empathisch erzählt. Wir sind froh, LOVEMOBIL als zutiefst humanen Film mit dem Friedensfilmpreis Osnabrück auszeichnen zu dürfen!“  Das mit dem Friedensfilmpreis Osnabrück verbundene Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro wird bereitgestellt von der Sievert Stiftung für Wissenschaft & Kultur.

Publikumspreis für NICHT IM TRAUM (v.l.): Charlotte Lange (StuRa Uni OS) und Astrid Menzel (Regisseurin)
Publikumspreis für NICHT IM TRAUM (v.l.): Charlotte Lange (StuRa Uni OS) und Astrid Menzel (Regisseurin)

Auch der Publikumsfilmpreis des diesjährigen FilmFests ging an eine nordmedia-geförderte Produktion. Unter insgesamt 51 programmierten Arbeiten fiel die Wahl der Festivalbesucher auf NICHT IM TRAUM von Astrid Menzel. Astrid Menzel ist gebürtige Hamburgerin und absolvierte ein Regiestudium in Lissabon an der Escola Superior de Teatro e Cinema. Der Publikumspreis ist mit 500 Euro ausgestattet und wird gestiftet vom Studierendenrat der Universität Osnabrück, bei der Preisverleihung vertreten durch Charlotte Lange. Insgesamt wurden im Rahmen der von Anna Ramskogler-Witt moderierten Abschlussveranstaltung am 20. Oktober Preise mit einer Gesamtsumme von 19.000 Euro vergeben.

Nach dreitägigen Sichtungen und intensiven Diskussionen kürte eine Schülerjury das Jugenddrama BALANGIGA: HOWLING WILDERNESS des vielfach preisgekrönten philippinischen Regisseurs Khavn de la Cruz zum Gewinner des Filmpreises für Kinderrechte.

BALANGIGA: HOWLING WILDERNESS (v.l.):  Jun Sabayton (Hauptdarsteller) und Sören Gäting (Moderator)
BALANGIGA: HOWLING WILDERNESS (v.l.): Jun Sabayton (Hauptdarsteller) und Sören Gäting (Moderator)

Die vom Kinderhilfswerk Terre des Hommes begleitete Jury aus Osnabrücker Schülern hob die Aktualität der im Jahr 1901 angesiedelten Geschichte hervor und erkannte deutliche Bezüge zu „Flüchtlingspolitik und den Kriegen im Nahen Osten“. Der Filmpreis für Kinderrechte wird gestiftet von der Stadt Osnabrück und ist mit 2.000 Euro dotiert. Mit Jun Sabayton war einer der Hauptdarsteller des Films nach Osnabrück gekommen.

Der Nachwuchsförderung gewidmet ist der Kurzfilmpreis des Unabhängigen FilmFest Osnabrück. Aus den studentischen Einreichungen trifft ein Studierendengremium eine Vorauswahl, eine Studierendenjury bestimmt den Gewinner. Die Preissumme in Höhe von 1.500 Euro, bereitgestellt vom Studentenwerk Osnabrück, ging in diesem Jahr an den russischen Beitrag DELIVERY SERVICE des Ehepaars Vladimir Koptsev und Elena Koptseva, die zur Aufführung ihres Films angereist war. Die Jury stellte in ihrer Begründung „den interessanten Plot, die eindrucksvolle Schauspielerleistung und die symbolreiche visuelle Erzähltechnik“ heraus. Der Film, so heißt es weiter, „spricht viele Facetten des sozialen Diskurses an, lässt dabei aber ausreichend Raum für die eigenen Interpretationen des Publikums“.

Eröffnung des Filmfests 2019 in der Lagerhalle
Eröffnung des Filmfests 2019 in der Lagerhalle

Neben den erwähnten Preisträgern waren in Osnabrück unter anderem die Regisseurin Mala Reinhardt (DER ZWEITE ANSCHLAG), die Schauspieler Murat Kiliç (THE ANNOUNCEMENT) und Arash Marandi (FIREFLIES) zu Gast. Mit dem mexikanischen Fotografen Jair Cabrera war der Protagonist des Dokumentarfilms DISPAROS nach Osnabrück gekommen, dessen Autoren ihn bei gefährlichen Reportagen über das mexikanische Drogenmilieu und soziale Brennpunkte begleiteten. Im Zuge seines Aufenthalts unternahm Cabrera gemeinsam mit FilmFest-Jugendreporterin Lara Canovai einen Fotospaziergang durch Osnabrücks Altstadt und stellte für ihren Videobeitrag einige seiner Aufnahmen zur Verfügung. Das Filmporträt kann auf der Facebook-Seite des Festivals angeschaut werden.

Das Unabhängige FilmFest Osnabrück ist programmlich auf gesellschaftlich engagierte, zeitkritische Dokumentar- und Spielfilme ausgerichtet. Der im Rahmen des fünftägigen Festivals vergebene Friedensfilmpreis Osnabrück wurde in diesem Jahr vom Stifter, der Sievert Stiftung für Wissenschaft & Kultur, um 2.500 Euro aufgestockt und ist mit 15.000 Euro der höchstdotierte Filmpreis zum Thema Frieden. Die 35. Ausgabe des Festivals wird vom 21. bis 25. Oktober 2020 stattfinden.

Weitere Informationen unter https://filmfest-osnabrueck.de

Fotos: © Kerstin Hehmann