Ganz großes Fernsehen beim nordmedia-Talk Hannover

- schöner Abend mit dem "Tag der Norddeutschen"

Franziska Stünkel und Mousse T.
Franziska Stünkel und Mousse T.

"Es war eine berührende und bewegte Teamarbeit", resümierte Regisseurin Franziska Stünkel beim nordmedia-Talk Hannover am 15. November im Kino im Künstlerhaus. Dieser stand ganz im Zeichen der längsten, größten und umfassendsten Dokumentation, die es über den Norden je gab: DER TAG DER NORDDEUTSCHEN.

Fünf Tage vorher hatte das außergewöhnliche Fernsehereignis stattgefunden: Am 10. November lief von 6.00 Uhr morgens bis Mitternacht nichts anderes im NDR-Fernsehen als DER TAG DER NORDDEUTSCHEN. 18 Stunden lang gab die Dokumentation so ausführlich wie nie Einblicke in das Leben und den Alltag der Menschen im Norden. DER TAG DER NORDDEUTSCHEN zeigte in einer einzigartigen Reise, was 121 Menschen in Norddeutschland am 11. Mai 2012 vom Aufstehen bis zum Schlafengehen gemacht haben.

Marco Otto und Dr. Michael Heiks (v.l.)
Marco Otto und Dr. Michael Heiks (v.l.)

Mehr als 400 Menschen waren insgesamt beteiligt, um das ambitionierte Projekt zu realisieren. Sechs von ihnen waren Podiumsgäste beim nordmedia-Talk Hannover: Regisseurin Franziska Stünkel, Produzent Dr. Michael Heiks von TV Plus, NDR-Redakteur Marco Otto sowie Komponist Mousse T., Asphalt-Verkäuferin Birgit Gabriel und Heidekönigin Nina-Kristin Cziommer, die beim TAG DER NORDDEUTSCHEN als Protagonisten vor der Kamera dabei waren.

Vorbild für dieses innovative Fernsehereignis war laut Redakteur Marco Otto, Leiter der Abteilung Planung, Entwicklung, Innovation beim NDR, das multimediale, dokumentarische Projekt 24H BERLIN. Die 24stündige, in Echtzeit erzählte Dokumentation ging am 5. September 2009 ab 6.00 Uhr morgens im rbb-Fernsehen auf Sendung.

Dr. Michael Heiks und Franziska Stünkel
Dr. Michael Heiks und Franziska Stünkel

Beim NDR wollte man Ähnliches im Norden realisieren und startete eine Ausschreibung, bei der die hannoversche Produktionsfirma TV Plus von Dr. Michael Heiks überzeugen konnte. Beim nordmedia-Talk berichtete Produzent Heiks, mit welchen Argumenten er dann Regisseurin Franziska Stünkel ins Boot holte: "Du wirst reich, du wirst berühmt und du wirst so viel Arbeiten wie noch nie in deinem Leben." Zumindest beim letzten Punkt hatte er ihr nicht zuviel versprochen. Allein fünf Monate saß Franziska Stünkel mit ihrem Team im Schneideraum und montierte aus 700 Stunden Material das bemerkenswerte Zeitdokument, das beispielhaft an mehr als 100 Schauplätzen zeigt, wie ein Tag im Norden abläuft.

Jochen Coldewey und Birgit Gabriel
Jochen Coldewey und Birgit Gabriel

Vorab wurde ein halbstündiger Pilotfilm gedreht, um die Dramaturgie der Dokumentation zu testen. Die 121 Protagonisten bestanden, so Franziska Stünkel, etwa zur Hälfte aus gesetzten Prominenten und aus Bewerbungen. Der NDR hatte im Fernsehen, Radio und Internet die Norddeutschen mit dem Slogan "Zeig uns, wie du lebst!" zur Bewerbung aufgerufen. Per Online-Abstimmung wählte das Publikum dann die Kandidaten. Die Resonanz auf diese trimediale Vorgehensweise war, laut Marco Otto, riesig.

Eine Protagonistin war Birgit Gabriel, die in Hannover die Obdachlosen-Zeitung "Asphalt" verkauft. "Als das Kamerateam kam, wäre ich am liebsten verschwunden", erzählt sie beim nordmedia-Talk. Doch im Verlauf des Tages habe sie festgestellt, dass alle ganz nett seien und die Kamera sogar zwischenzeitlich vergessen. Das Ergebnis konnte sie am Ausstrahlungstag leider nicht im Fernsehen verfolgen, da sie in Sachen "Asphalt"-Verkauf unterwegs war. Umso interessanter war es für sie, einige Ausschnitte beim nordmedia-Talk auf großer Leinwand im Kino im Künstlerhaus zu sehen.

Birigit Gabriel und Nina-Kristin Cziommer (v.l.)
Birigit Gabriel und Nina-Kristin Cziommer (v.l.)

Auch für die ehemalige Heidekönigin Nina-Kristin Cziommer waren die Dreharbeiten spannend. Sie wurde mit ihren Ehrendamen und Pagen zu einem Heidjer-Abend begleitet. Mittlerweile macht sie ein Praktikum beim Fernsehen und möchte dort beruflich Fuß fassen.

Bei den Aufnahmen wurde, so Franziska Stünkel, nichts gescriptet. Vorgabe für die hundert Drehteams vor Ort war es, laut Stünkel, eine beobachtende Haltung einzunehmen und sich nicht einzumischen. Allen Protagonisten wurden jedoch beim Dreh die gleichen Fragen gestellt, wie z.B. "Was ist typisch norddeutsch?", um verbindende dramaturgische Momente zu schaffen.

Mousse T. und Jochen Coldewey (v.l.)
Mousse T. und Jochen Coldewey (v.l.)

Ein wichtiges verbindendes Element war natürlich die Musik, die der hannoversche Komponist Mousse T. für den TAG DER NORDDEUTSCHEN komponierte. Zunächst wurde hier an einem Jingle gearbeitet, eigentlich so Mousse T. "eine Höchststrafe für Musikproduzenten". Daraus entstand dann eine musikalische Grundversion, die in den verschiedensten Genres von Rock bis Orchestra und in Fassungen für einzelne Instrumente übertragen wurde. Musikproduzent Mousse T. war auch selbst als Protagonist beim TAG DER NORDDEUTSCHEN dabei. Er wurde mit der Kamera begleitet, als er im Großen Sendesaal des Landesfunkhauses Niedersachsen die Musik für den TAG DER NORDDEUTSCHEN mit der NDR Radiophilharmonie aufnahm.

NDR-Redaktuer Marco Otto zeigte sich beim nordmedia-Talk sehr zufrieden mit dem Ergebnis und der Zuschauerresonanz auf das Mammutprojekt. In der Spitze sahen 710.000 Menschen zu, 790.000 Menschen schalteten an dem Tag zumindest einmal das Programm im NDR-Fernsehen ein. Unter ihnen ein deutlich jüngeres Publikum, das vor allem durch Social Media-Kanäle erreicht wurde. Für 2014 gäbe es daher den Anspruch, etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen. "Allerdings hängt die Latte dafür jetzt natürlich extrem hoch", so Otto.

Beim anschließenden Get Together im Foyer des Künstlerhauses wurden die Gespräche fortgesetzt und die Gelegenheit genutzt, sich über aktuelle Projekte, Entwicklungen und Neuigkeiten auszutauschen.

Fotos: Jörg Lorenz