Ein Begriff - viele Kunstformen
Medienkunst als Thema des nordmedia-Talks in Bremen
Der Nordwesten hat in Sachen Medienkunst viel zu bieten: Als Talk-Gäste waren drei Vertreter verschiedener Institutionen eingeladen, um ihre Arbeit und Projekte vorzustellen. Alfred Rotert vom European Media Art Festival in Osnabrück, Ingmar Lähnemann vom Edith-Ruß-Haus für Medienkunst in Oldenburg sowie Jean-Francois Guiton von der Hochschule für Künste Bremen. Moderator Jochen Coldewey hatte durch seinen biografischen Hintergrund einen besonderen Bezug zu dem Thema: Er selber war einer der Mitbegründer des European Media Art Festivals (EMAF) in Osnabrück in den 1980er Jahren.
Alfred Rotert hatte eine Präsentation über das EMAF im Gepäck: Das Festival zählt mit zu den bedeutendsten Medienkunst-Ereignissen in Europa und stellt jährlich im April rund 220 Filme, Videos, künstlerische Installationen und Performances aus aller Welt vor. Im Mittelpunkt des Festivals 2010 standen ›Mash Up‹-Arbeiten: Durch die Collage und Vermischung vorhandener Medienbilder erreichen die Künstler überraschende Interpretationen der Medienwirklichkeit. Als Beispiel hat Rotert einen Ausschnitt aus dem Film RIP: A REMIX MANIFESTO von Brett Gaylor gezeigt.
Ingmar Lähnemann vom Edith-Ruß-Haus für Medienkunst. Das Haus geht auf eine Stiftung der Oldenburger Studienrätin Edith Ruß zurück, die der Stadt testamentarisch ihr Vermögen mit der Auflage vermachte, ein Haus "für die Künste" zu errichten. Sie wollte so einen Ort der "Kunst im Übergang ins neue Jahrtausend" schaffen. Aus dieser Initiative wuchs das Konzept eines Hauses für Medienkunst, das Ausstellungsfläche sowie Gästeappartements bietet. Jean-Francois Guiton ist Professor an der Bremer HfK, wo er seit 1998 eine Professur mit Schwerpunkt Experimentalfilm hält. Dort lehrt er im Atelier für Zeitmedien. In seiner Lehre geht es um das Spannungsfeld in der Medienkunst, um Verschränkung von Zeit und Raum sowie um reale und virtuelle Verräumlichung. Der Schwerpunkt der Arbeit mit den Studierenden liegt in elektronischen sowie audiovisuellen Kompositionen.
Nach den Präsentationen diskutierten die Referenten mit Jochen Coldewey noch über das Verständnis von Medienkunst. Auch hier sei die Kunst immer noch etwas, was aus dem Leben entstehe, betonte Alfred Rotert. Jean-Francois Guiton wünscht sich gerade in dem Bereich mehr Mut und Kreativität sowie eine Spezialisierung von den Studenten. Ingmar Lähnemann wies abschließend darauf hin, dass Medienkunst in aktuelle Debatten eingreifen kann, wie die aktuelle Ausstellung seines Hauses MYWAR über die Partizipation in Kriegszeiten zeige. Trotz Sommerwetter und Fussball-Weltmeisterschaft lockte dieses spannende Thema rund 50 Gäste in das Weserhaus. Im Anschluss an den Talk gab es noch Bratwurst vom Grill in der Abendsonne und interessante Gespräche über neue (Kunst-)Projekte.