Starke Emotionen bei NAHSCHUSS auf der PRIMETIME nordmedia talk & night Hannover

Open-Air Screening beim Seh-Fest

Open-Air Screening des Films NAHSCHUSS auf der PRIMETIME nordmedia talk & night auf dem Seh-Fest
Open-Air Screening des Films NAHSCHUSS auf der PRIMETIME nordmedia talk & night auf dem Seh-Fest

Am Sonntag, dem 8. August 2021, wurde für einen Abend die dunkle Seite der ehemaligen DDR auf den großen Leinwänden Hannovers wieder lebendig. Gleich mit drei Vorführungen feierte der Film NAHSCHUSS seine Hannover-Premiere. Neben den beiden Vorstellungen im Kino am Raschplatz kamen zahlreiche ZuschauerInnen, darunter eine Vielzahl an Filmschaffenden und BranchenakteurInnen der Region, auf dem Seh-Fest zur PRIMETIME nordmedia talk & night zusammen. Bei der ersten physischen Veranstaltung der nordmedia seit Pandemieausbruch wurde unter Einhaltung strengster Corona-Schutzmaßnahmen der Film auf der großen Open-Air Bühne der Gilde Parkbühne noch vor dem regulären Kinostart gezeigt.

Seh-Fest Kooperationspartner René Schweimler begrüßte die ZuschauerInnen und bedankte sich für die ausverkaufte Sonderveranstaltung, auch wenn aufgrund des prognostizierten Regens einige der 555 Sitze an diesem Abend leer blieben. Der Wettergott belohnte die mutigen BesucherInnen, die sich trotz Nasskälte zu der Open-Air Veranstaltung eingefunden hatten. Passend zum Start der Talkveranstaltung vertrieb ein Regenbogen die Unwetterwolken, sodass einem Abend unter Sternen nichts mehr im Wege stand. Eingewickelt in Ponchos und Decken und ausgestattet mit Popcorn und Fingerfood, konnte der Open-Air Filmabend beginnen.

Jochen Coldewey, Leiter der Film- und Medienförderung der nordmedia, begrüßte die Regisseurin und Drehbuch-Autorin Franziska Stünkel und die Schauspielerin Luise Heyer, um mit ihnen über die Entstehung und Hintergründe des Films zu sprechen. Stünkel, die kürzlich auf dem Filmfest München für das Drehbuch den Förderpreis Neues Deutsches Kino sowie den Future One Preis erhielt, berichtete von der Entwicklung des Films und ihrer Recherchearbeit. Vor über zehn Jahren wurde sie über einen Zeitungsartikel auf die erst 1987 abgeschaffte Todesstrafe in der DDR aufmerksam und entschloss sich, diesen beklemmenden historischen Fakt im kollektiven Bewusstsein durch ein Filmprojekt bekannter zu machen. Für Stünkel behandelt der Film nicht nur ein historisches Thema, denn auch heutzutage wird die von ihr strikt abgelehnte Todesstrafe noch in über 50 Ländern praktiziert.

Es folgte eine akribische  Recherche in die Justizgeschichte der DDR, bis nach sieben Jahren Stoffentwicklung das Drehbuch für einen Spielfilm stand. Dr. Werner Teske, der 1981 als letzter Mensch in der DDR zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, dient dem Protagonisten Dr. Franz Walter (Lars Eidinger) in ihrem Film als historisches Vorbild. Der Film zeigt  in nahen Bildern den persönlichen und beruflichen Werdegang eines fußballbegeisterten jungen Wissenschaftlers auf, der von der HVA/ Stasi als hauptamtlicher Mitarbeiter angeworben wird. Walter zerreibt alsbald sich und seine junge Ehe in Gewissenskonflikten zwischen Systemtreue und staatlichem Unrecht. Luise Heyer, die Walters Ehefrau Corina Walter im Film darstellt, erzählte während des Talks von der emotionalen Reise des Charakters und wie dies das eigene Arbeiten als Schauspielerin beeinflusst hat.

Mit überzeugender filmsprachlicher Handschrift führte Franziska Stünkel auch die Regie. Die exzellente Besetzung der Hauptrollen mit Lars Eidinger, Devid Striesow und Luise Heyer überzeugten ebenso wie die mit Victoria Trauttmannsdorff, Christian Redl und Peter Lohmeyer prominent besetzten Nebenrollen.

Fotos: blachura|photography