Rückblick: Business-Frühstück ONLINE "Kinostart vs. VoD" am 04.06.2020
Am 4. Juni 2020 nahmen rund 40 Interessierte am dritten nordmedia Business-Frühstück ONLINE Teil. Dieser Termin widmete sich den Herausforderungen von aktuellen Kinostarts und Konzepten für Online-Alternativen. Stephan Winkler, Geschäftsführer der W-film Distribution, berichtete als Gesprächsgast des Online-Meetings vom geplanten Auswertungsformat des nordmedia-geförderten Spielfilms DER GEBURTSTAG.
Nach einer Begrüßung durch nordmedia-Geschäftsführer Thomas Schäffer führte Jochen Coldewey, Bereichsleiter Film- und Medienförderung, durch die virtuelle Mittagsrunde. Zentrale Fragen waren: Wie kann ein Kinofilm in dieser besonderen Situation ausgewertet werden und sich refinanzieren? Wie findet das Publikum zum Film und was bieten die Alternativen, wie beispielsweise Streaming- oder Video on Demand-Angebote?
Im letzten Jahr feierte Carlos Morellis Spielfilm DER GEBURTSTAG (Produktion: Weydemann Bros. GmbH in Koproduktion mit ZDF - Das kleine Fernsehspiel) seine Erstaufführung beim Filmfestival Max Ophüls Preis in Saarbrücken. Mit Publikum, Begegnungen und Premierenapplaus. Danach folgten zahlreiche internationale Festivalmomente. Im Mai 2020 sollte der originelle Film Noir, mit Mark Waschke und Anne Ratte-Polle in den Hauptrollen, bundesweit im Verleih von W-film in den Kinos starten.
Durch die Corona-Krise kam alles anders: Der Kinostart wurde auf den 25. Juni 2020 verschoben - zumindest für diejenigen Kinos, die bis dahin wieder öffnen dürfen. Als Zusatz für die geschlossenen Häuser gibt es ein exklusives On Demand-Angebot über vod.wfilm.de. Die teilnehmenden Kinos werden zu gleichen Anteilen mit 50 Prozent an den Gesamteinnahmen der Streams beteiligt. Diese Mischform ist ein Versuch, auf die dramatische Situation im Sinne der Kinos, der Filmschaffenden und des Verleihs zu reagieren.
„Es ist uns wichtig, dass wir weitermachen“, betonte W-film-CEO Stephan Winkler aus dem Büro in Köln. „Da noch nicht alle Kinos in allen Bundesländern öffnen können, haben wir uns für die Parallel-Struktur entschieden. Uns ist bewusst, dass es sich hierbei um eine Zwischenlösung handelt. Wir wollen in dieser Situation eine Alternative anbieten, die für den Film, den Verleih und den Kinos eine Möglichkeit zur Auswertung bringen kann“.
Die Kinos haben dabei die Wahl: Wenn sich ein Kino für das Angebot entschieden hat, erhält es den Streaming-Link zur Veröffentlichung auf seiner Homepage, inklusive PR-Materialien. Der Bezahlvorgang für das Leihen des Filmes für 48 Stunden erfolgt über die Plattform Vimeo. Gerade Filme, die nicht für das Mainstream-Massenpublikum gemacht wurden, wie Arthouse-Produktionen, stehen vor besonderen Herausforderungen. Es sei eine Filmflut und ein Filmstau zu erwarten, weshalb ein langes Hinauszögern von Nachteil sei: „Auch, wenn das Leihen über Vimeo keine Langzeitlösung ist, erschien es uns am sinnvollsten und lässt sich schnell umsetzen. Das Abwarten hätte dem Film nicht gut getan“.
Bei einer bundesweiten Kinoöffnung, soll das Angebot wieder offline gehen - die Kinoauswertung habe den Vorrang. Einen Kinofilm für 7,99 € über eine Online-Plattform anzubieten, bedeute dabei noch kein Erfolgsmodell - auch, wenn das Interesse steigt. „Wir wollen die Filme nach wie vor im Kino sehen. Wenn wir Potenziale entdecken, dann soll das auch auf der Leinwand gezeigt werden. Das Online-Erlebnis ist ein völlig anderes. Genau wie bei diesem Meeting hier“.
Die Corona-Krise hat einen Innovationsschub ausgelöst, der wertvolle Erfahrungen mit sich bringen kann. Online-Premieren mit internationalen Gästen und Live Q&As sind ein Zusatzangebot, was bereits sein Publikum findet. Kinostarts als VoD-Erlebnis stehen jedoch noch ganz am Anfang. Niedersachsens Kinos bleiben vorerst bis zum 22. Juni (Stand 5. Mai 2020) geschlossen. In dieser Situation kann die kombinierte Kino/VoD-Lösung - auch bei gemischten Meinungen der Betroffenen - zumindest ein Ansatz dafür sein, dass die Filme nicht verschwinden und trotzdem ihr Publikum erreichen.
„Das Kino bleibt jedoch der primäre Ort der Begegnung“, so Thomas Schäffer im Schlusswort der Veranstaltung: „Ein Kinofilm wird für das Kino gemacht und ein VoD-Angebot kann dafür nur ein Add-on sein. Für die digitale Form der Präsentation werden neue Formen der Dramaturgie und Bildsprache benötigt. Ein Kinofilm braucht das Kino und es ist auch die Aufgabe der Förderung, das Kino zu stützen und dafür zu sorgen, dass Kino in seiner ursprünglichen Form auch in Zukunft ermöglicht wird“.
Diese Veranstaltung ist durch die Nachfrage der Branche hervorgegangen. nordmedia freut sich über die Interaktion, das positive Feedback und die steigende Anzahl der Teilnehmenden. Der erkenntnisreiche Austausch soll, sofern es möglich ist, bald wieder face-to-face erfolgen. Kontaktieren Sie uns gerne bei Fragen oder Anregungen unter support@nordmedia.de.