Großes Kino an der Küste beim 29. Int. Filmfest Emden-Norderney

- trotz Sommerhitze mit rund 24.000 Besuchern

Sommerlicher Hitze und hohen Temperaturen zum Trotz hat sich das 29. Int. Filmfest Emden-Norderney auch in diesem Jahr wieder als Publikumsmagnet erwiesen. Mit knapp 24.000 Besuchern wurde zwar kein neuer Besucherrekord vermeldet, aber Festivalleiter Rolf Eckard zeigte sich dennoch absolut zufrieden mit der diesjährigen Resonanz: „Wir haben ein starkes und hochaktuelles internationales Filmprogramm präsentiert, welches Publikum und Filmszene gleichermaßen beeindruckt und begeistert hat“, resümiert Eckard am Ende des einwöchigen Festivals.

Und dank der warmen Frühsommerabende war denn auch der traditionelle Mitternachtstalk in Emden und erstmals auch auf Norderney sehr gut besucht.  Filmemacher und Publikum nutzten die lauen, langen Nächte, um unter freiem Himmel miteinander ins Gespräch zu kommen. Einmal mehr entstand so die unvergleichliche Atmosphäre für die das „Festival am Meer“ bundesweit bekannt und beliebt ist. 50 Lang- und 38 Kurzfilme standen in diesem Jahr auf dem Programm - davon sechs Uraufführungen und 36 Deutschlandpremieren.

SUPA MODO-Regisseur Likarion Wainaina in Emden
SUPA MODO-Regisseur Likarion Wainaina in Emden

35 Filme waren für die mit insgesamt 60.500 Euro dotierten Filmpreise des Festivals nominiert, über deren Vergabe in Emden und auf Norderney traditionell das Publikum entscheidet. Und das tat sich angesichts der hohen Qualität der nominierten Filme deutlich schwer mit einer Entscheidung, so dass - so Festivalleiter Rolf Eckard - gleich mehrere Wettbewerbe in einem wahren „Foto-Finish“ entschieden wurden. „Das spricht ausdrücklich für die hohe Qualität unseres Programms insgesamt“, freut sich Eckard über diese deutliche Resonanz des Publikums. SUPA MODO hieß der große Gewinner des diesjährigen Festivals.

Schauspieler Bjarne Mädel hielt die Laudatio für Julia Jentsch, die mit dem Emder Schauspielpreis ausgezeichnet wurde.
Schauspieler Bjarne Mädel hielt die Laudatio für Julia Jentsch, die mit dem Emder Schauspielpreis ausgezeichnet wurde.

Der Film über ein junges, todkrankes Mädchen, das davon träumt, Superheldin zu sein, wurde bei der Preisverleihungsgala am 10. Juni 2018 im ausverkauften Neuen Theater sowohl mit dem Score Bernhard Wicki Preis in Gold als auch mit dem AOK-Filmpreis ausgezeichnet. Regisseur Likarion Wainaina nahm höchstpersönlich die Auszeichnungen entgegen. „Ich hoffe sehr, dass dieser Erfolg die Türen in Deutschland und Europa für weitere Filme aus Afrika öffnet“, sagte Wainaina während der Preisverleihung. Die beiden Wicki-Preise in Silber gingen an den irischen Regisseur Nick Kelly für seinen berührenden Film THE DRUMMER AND THE KEEPER, sowie an Erik Poppe aus Norwegen für UTOYA - 22. JULI, eine filmische Rekonstruktion des Anschlages auf die norwegische Ferieninsel im Sommer 2011.  

DGB-Filmpreis für DER LETZTE JOLLY BOY:  Hans-Erich Viet (2. v.l.) mit Leon Schwarzbaum bei der Preisverleihungsgala
DGB-Filmpreis für DER LETZTE JOLLY BOY: Hans-Erich Viet (2. v.l.) mit Leon Schwarzbaum bei der Preisverleihungsgala

Stehende Ovationen gab es für den Protagonisten des Dokumentarfilms DER LETZTE JOLLY BOY von Hans Erich Viet. Der 97-jährige Leon Schwarzbaum nahm gemeinsam mit dem Regisseur den DGB-Filmpreis entgegen.

Vier Jahre lang hatte Viet den Ausschwitz-Überlebenden mit der Kamera begleitet, auf der Suche nach Spuren seiner Kindheit in Polen, bei seinem Besuch in den Vernichtungslagern oder aber als Zeuge beim letzten Prozess gegen ehemalige SS-Männer in Detmold. Der nordmedia-geförderte Film feierte in Emden seine Uraufführung. Als besondere Ehre trug sich Schwarzbaum beim traditionellen Empfang der Stadt Emden ins Goldene Buch ein. 

Schauspielerin Janina Fautz stellte den nordmedia-geförderten Film MEINE TEUFLISCH GUTE FREUNDIN vor.
Schauspielerin Janina Fautz stellte den nordmedia-geförderten Film MEINE TEUFLISCH GUTE FREUNDIN vor.

Der Creative Energy Award ging in diesem Jahr an Susanne Wolff (Schauspiel) und Benedict Neuenfels (Kamera) für ihre künstlerischen Leistungen in dem Flüchtlingsdrama STYX von Wolfgang Fischer. Mit dem NDR-Filmpreis zeichnete das 29. Filmfest Emden-Norderney einen alten Bekannten aus. Felix Hassenfratz, Regisseur des Siegerfilms VERLORENE war bereits mit seinem Abschlusskurzfilm der Filmhochschule Köln (in der Regieklasse von Hans Erich Viet) 2008 zu Gast beim Filmfest. Sein Spielfilmdebüt - ein Familiendrama in der süddeutschen Provinz - fand nun die Gunst des Emder Publikums und wurde mit dem begehrten Nachwuchspreis des Norddeutschen Rundfunks bedacht.

die Preisträger des Ostfriesischen Kurzfilmpreises
die Preisträger des Ostfriesischen Kurzfilmpreises

Der Ostfriesische Kurzfilmpreis der VGH ging in diesem Jahr nach Großbritannien. THE LION von Sam H. Buchanan konnte sich den begehrten Kamera-Ottifanten vor der deutschen Produktion KLEPTOMAMI von Pola Beck und den beiden Drittplatzierten AAMIR der Britin Vika Evdokimenko und ZEEP der niederländischen Regisseurin Hanna van Niekerk sichern.

Für ihren Film RIEN NE VA PLUS erhielt Sophie Linnenbaum den Engelke Kurzfilmpreis.

Schauspielpreisträgerin Julia Jentsch
Schauspielpreisträgerin Julia Jentsch

Höhepunkt der Preisverleihung war die Verleihung des Emder Schauspielpreises an Julia Jentsch. Schauspielkollege Bjarne Mädel persönlich hielt eine bewegende Laudatio auf die Künstlerin, der in diesem Jahr eine eigene Portraitreihe im Festivalprogramm gewidmet war.

Sichtlich gerührt und bewegt nahm Julia Jentsch die Auszeichnung entgegen und lobte ausdrücklich die hohe künstlerische Qualität des Filmprogramms und die unvergleichliche Atmosphäre des Festivals. „Ich komme gerne wieder!“ so Jentsch.

Talk auf Norderney zum Thema "Drehort Küste"
Talk auf Norderney zum Thema "Drehort Küste"

Bereits in den Tagen vorher waren er mit insgesamt 12.000 Euro dotierte Emder Drehbuchpreis an Carola Diekmann für "Schattenmenschen" und Katharina Schöde für "Libertas" sowie das Inselstipendiat „Ein Schreibtisch am Meer“ an den Regisseur Wolfgang Fischer (STYX) vergeben worden.

Nunmehr konzentrieren sich die Macher des Festivals bereits auf das kommende Jahr. Denn dann steht mit dem 30. Internationalen Filmfest Emden-Norderney vom 12. bis 19. Juni 2019 ein großes rundes Jubiläum ins Haus. 

Weitere Informationen: www.filmfest-emden.de