Fünf Tage im Zeichen der Hyperinformation beim 30. EMAF in Osnabrück

Mehr als 130 Kurz- und Langfilme, zwei Ausstellungen an mehreren Orten, eine Konferenz zum Festivalmotto, ein eigenes Musik- und Performanceprogramm und nicht zuletzt mit dem EMAF Media Campus INIT ein Labor für junge Medienkünstler - das war das 30. European Media Art Festival, das vom 26. bis zum 30. April in Osnabrück gefeiert wurde.

Ein großer Teich mit schwarz gefärbtem Wasser darin, auf dem weiße und schwarze Schwäne schwimmen - das ist die Arbeit „Swans“ von Marco Barotti. Wobei: eigentlich sind es keine Schwäne. Es sind Satellitenschüsseln, deren Arme für die Signalumsetzer so geschwungen sind wie Schwanenhälse. Sie produzieren Töne und Bewegungen. Die Soundinstallation von Marco Barotti war die erste, die die Besucher der Ausstellung des European Media Art Festivals bis zum 21. Mai im Eingang des Kirchenschiffes der Kunsthalle Osnabrück begrüßt hat. Dort hatte Staatssekretär Dr. Jörg Mielke das Festival am 26. April eröffnet.  

Nach der offiziellen Eröffnung startete der Media Campus INIT mit seinem Programm im Kunstraum hase29. Mehr als zwanzig mediale Installationen hatte das Team um Jannik Bussmann, Tim Duvendack und Carlos Niermeier ausgewählt, die außerdem im Gewölbe der Kunsthalle Osnabrück und im Turm Bürgergehorsam zu sehen waren. Die Filmprogramme des INIT-Teams waren in das Filmprogramm der Film- und Videokommission eingebettet.
 

Die vierköpfige Auswahlkommission rund um Festivalleiter Ralf Sausmikat hatte aus den rund 2.000 eingereichten Filmen und Videos 135 Kurz- und Langfilme ausgewählt - darunter sechs Welt-, 21 Europa- und 41 Deutschlandpremieren. Die Retrospektive war in diesem Jahr Werner Nekes gewidmet. Der im Januar verstorbene Nekes war einer der bedeutendsten zeitgenössischen Experimentalfilmmacher und Besitzer der größten kinematographischen Sammlung der Welt, die fast 40.000 Exponate umfasst. Der Mitbegründer der Hamburger Film Coop gilt als treibende Kraft für die Nachkriegsgeneration im deutschen Experimentalfilm.

Das Festivalmotto „PUSH | Leben in Zeiten der Hyperinformation“ war auch Thema in der Konferenz im Haus der Jugend. Dort leistete sich das Festival zu seiner 30. Ausgabe aber auch eine kleine Rückschau: Benjamin Heidersberger berichtete von der Künstlergruppe „Van Gogh TV“, die bereits 1988 beim ersten, damals elftägigen European Media Art Festival in Osnabrück dabei war. Van Gogh TV wollte mit neuen Medientechniken den Fernsehzuschauer aus seiner Rolle als passiver Rezipient befreien und ihm die Möglichkeit geben, das Programm mitzugestalten. Das Netzwerk entwickelte dafür eine Reihe von Technologien, die auch auf der documenta IX und der Ars Electronica zu sehen waren.

v.l.: Kabir Mehta, Ulrich Ziemons , Elise Florenty, Marcel Türkowsky  (EMAF Award), Frederica Patti
v.l.: Kabir Mehta, Ulrich Ziemons , Elise Florenty, Marcel Türkowsky (EMAF Award), Frederica Patti

Am 29. April  wurden in der Osnabrücker Lagerhalle die mit insgesamt 6.000 Euro dotierten Preise vergeben. Den mit 3.000 Euro dotierten EMAF Award erhielt das Künstlerduo Elise Florenty und Marcel Türkowsky mit CONVERSATION WITH A CACTUS für eine richtungsweisende Arbeit in der Medienkunst. Lawrence Abu Hamdans Arbeit RUBBER COATED STEEL wurde mit dem Dialog Preis des Auswärtigen Amtes ausgezeichnet, der zur Förderung des interkulturellen Austausches vergeben wird. Den EMAF Medienkunstpreis der Deutschen Filmkritik bekam Philip Widmann mit DAS GESTELL für eine herausragende deutsche Arbeit. Die EMAF-Macher ziehen eine positive Bilanz der fünf Festivaltage und der darüber hinaus geöffneten, hoch gelobten, von Hermann Nöring und Franz Reimer kuratierten Ausstellung. "Wir konnten beim Festival viele auswärtige Besucher begrüßen", so Festivalleiter Alfred Rotert.

Darüber hinaus freue er sich mit seinem Team über die Ankündigung der nordmedia den Förderetat des Festivals "moderat erhöhen" zu wollen. Das hatte Henning Kunze, Förderreferent bei der nordmedia, bei der Preisverleihung bekannt gegeben. Eine weitere gute Nachricht für Filmemacher: Das EMAF gilt ab sofort als Referenzfestival für die Filmförderungsanstalt des Bundes (FFA). Das bedeutet: Kurzfilmemacher aus Deutschland können hier mit einer Nominierung oder mit einem Preis Punkte sammeln, um ihre Chancen für eine Förderung durch die FFA zu erhöhen.

Filmprogramme, Ausstellungen, eine wissenschaftliche Konferenz und mehrere Performances - man darf gespannt sein, was das Festival im kommenden Jahr zu bieten hat, vom 18. bis 22. April 2018 in Osnabrück.

Fotos: Kerstin Hehmann und Angela von Brill

Weitere Informationen: www.emaf.de