Medienstandort mit hohem Entwicklungspotenzial

nordmedia-Talk Hannover zu den Ergebnissen der Medienklimastudie Niedersachsen

"Politik und Förderung sind bestimmende Faktoren des Medienklimas" stellte Jochen Coldewey fest, der als Leiter der Förderung der nordmedia den letzten nordmedia-Talk des Jahres 2008 moderierte. Prof. Dr. Helmut Scherer und Hannah Schmid vom Institut für Journalistik und Kommunikations-forschung Hannover (IJK) präsentierten im Kino im Künstlerhaus in Hannover zentrale Ergebnisse der Medienklimastudie, die sie im Auftrag der nordmedia durchgeführt hatten.

Prof. Dr. Helmut Scherer
Prof. Dr. Helmut Scherer

In Niedersachsen würden das Geschäftsklima in der AV-Medienbranche und die Aktivitäten der nordmedia positiv bewertet, allerdings fehle es dem Medienstandort wohl noch an Selbstvertrauen, schlussfolgerte Scherer.




Eine Vielzahl der Befragten sehe ein hohes Entwicklungspotenzial für den Medienstandort Niedersachsen. Eingefordert würden aber eine starke Medienpolitik und gute Förderbedingungen. Hannah Schmid ergänzte, dass vor allem die Information und Vernetzung der nordmedia von großer Bedeutung seien. Die befragten Medienunternehmen wünschten sich allerdings noch mehr Netzwerk-Veranstaltungen und die häufigere Förderung von kleineren Projekten.

Hannah Schmid
Hannah Schmid

Aus Sicht der Medienforscher seien jedoch auch größere „Leuchtturm“-Projekte wichtig, um die Aufmerksamkeit auf den niedersäch-sischen Standort zu lenken und so auch dessen Image zu verbessern. Scherer bestätigte, dass Niedersachsen schon jetzt ein leistungsfähiger Standort sei, der etwas bewegen könne, aber: „Es ist nicht Hollywood, sondern Niedersachsen!“

Klaus Rustmeier
Klaus Rustmeier

Klaus Rustmeier, der aus der Medienmetropole München nach Hannover verzog und hier seine Produktionsfirma Millenium TV betreibt, entgegnete, dass ein Hauch Hollywood Niedersachsen nicht schaden könne, da es dem Standort helfe, ins öffentliche Bewusstsein vorzudringen. Aus der Unternehmerperspektive sei es nicht nur wegen der Finanzkrise besonders wichtig, dass auch die Finanzierung von Projekten über Banken möglich wäre. Gerade kleinen Unternehmen fehle es sonst an Mitteln zur Projektfinanzierung.

Auch Wittich Schobert (CDU), der als Landtagsabgeordneter u.a. im Ausschuss für Bundes- und Europaangelegenheiten und Medien tätig ist, betonte, dass die Studie belege, dass die bisherige Förderabeit der nordmedia fruchtbar und erfolgreich sei und von der Medienpolitik gestützt werde.

Um das Klima des Medienstandortes weiter zu stabilisieren, sei es wichtig, die Förderkulisse weiterhin kritisch zu hinterfragen, bestätigte Daniela Krause-Behrens (SPD), ebenfalls Landtagsabgeordnete und im gleichen Ausschuss tätig. Hierbei ginge es allerdings nicht nur um die Frage, ob genug Geld da sei, sondern auch darum, wie die Finanzierung besser organisiert werden könne. Genau unter die Lupe genommen werden müsste von der Politik auch der Fachkräftemangel, den die Studie in künstlerisch-kreativen Arbeitsfeldern offenlegt.

Thomas Schäffer
Thomas Schäffer

Thomas Schäffer, Geschäftsführer der nordmedia, zeigte sich erfreut über die Ergebnisse der Studie und sah die Arbeit der nordmedia bestätigt. Er betonte, dass die nordmedia bereits viele kleine Projekte fördere und es auch weiterhin ihre Aufgabe sei, Nachwuchsprojekte zu unterstützen. Allerdings seien im Hinblick auf die Effekte durchaus auch große Projekte wichtig. So bringe beispielsweise die Telenovela ROTE ROSEN eine große Nachhaltigkeit, da sie erheböliche Beschäftigungseffekte in der Region habe und zudem täglich und bundesweit ausgestrahlt werde. Er sprach sich zudem für eine Ausweitung der Fördermittel aus. So sei mit dem Digital Media Cluster Management bei nordmedia ein erster wichtiger Schritt zur Vernetzung und Qualifizierung gemacht. Es sei jedoch erforderlich, auch hier eine eigene Förderung einzurichten, um nicht in Gefahr zu laufen, die Film- und Fernsehförderung zu kannibalisieren. Mit Verweis auf Baden-Württemberg machte er zudem deutlich, dass auch in Zeiten wirtschaftlicher Krisen Fördermittel erhöht würden. Dort würden im übrigen nicht nur die Mittel ausgebaut sondern auch um die führende Film- und Medienhochschule in Ludwigsburg die neuen Medien strategisch in den Blick genommen.

Passend zum herannahenden Weihnachtsfest wünschten sich die Podiumsgäste in einer abschließenden Wunschrunde vor allem, die Ausbildung an Hochschulen im Kreativbereich zu stärken und zusätzliche Instrumente zu entwickeln, um in Nischenfeldern nachhaltig wirken zu können. Die Ergebnisse der Medienklimastudie sollten idealerweise als Ausganggspunkt für eine noch zu führende Medienklimadebatte genutzt werden.

Im Anschluss an den Talk gab es im Kinofoyer für die zahlreich vertretenen Gäste der Medienszene wieder einmal die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen und sich über aktuelle Projekte, Entwicklungen und Neuigkeiten auszutauschen.

Weitere Informationen zur Medienklimastudie finden Sie hier:

Positives Geschäftsklima in der Medienbranche