Zunächst erklärte Prof. Markus Fischmann die Struktur und Vernetzung des Studiengangs Mediendesign und zeigte in einem Showreel die animierten Kreationen der Studierenden. ?Viele werden bereits während des Studiums interessant für Produktionsfirmen. Die Absolventen finden häufig sehr schnell den Berufseinstieg. Einige arbeiten heute bei großen Unternehmen wie WETA in Neuseeland (beteiligt an HERR DER RINGE und DER HOBBIT) oder Digital Domain (TITANIC, AVATAR). Mediendesign sei deswegen auch der am stärksten nachgefragte Studiengang an der Hochschule Hannover. Prof. Fischmann musste schmunzeln als er von der inzwischen engen Zusammenarbeit mit den Informatik-Studierenden berichtete: ?Dabei sind wir schon die Nerds unter den Designern?.

Frank Sennholz, Geschäftsführer des Unternehmens Soul Pix, weiß schon lange um das Potential der Mediendesign-Studierenden. Über die Hälfte seiner MitarbeiterInnen hätten dieses Studium abgeschlossen. ?Mir ist es lieber mit Menschen zusammenzuarbeiten, bei denen ich weiß, dass sie eine gute Ausbildung haben?. Soul Pix hat bereits viel für Kino, Fernsehen und Werbung produziert, u.a. die witzig animierten Sequenzen von Ali Samadi Ahadis Culture-Clash-Komödie SALAMI ALEIKUM. Aktuell ist Frank Sennholz mit den VFX-Szenen des Dokudramas DIE EROBERUNG DER WELT beschäftigt und gab beim Talk filmische Einblicke in den ?Work in Progress?. Außerdem arbeitet Soul Pix an den Animationselementen im crossmedialen Kinodokumentarfilm DAS ORAKEL-THE FORECASTER. Die Herausforderung bei jedem Projekt sei häufig, genau den Nerv des Auftraggebers zu treffen, so Sennholz. Das führe teilweise über viele Vorabskizzen: ?Oft wissen die Kunden erst was sie wollen, wenn sie sehen, was sie nicht wollen!?

Holger Tappe von Ambient Entertainment kennt das nur zu gut: ?Für unsere Animation in TARZAN 3D haben wir insgesamt 19 verschiedene Tarzan-Entwürfe produziert, bis er so aussah, wie der Kinobesucher ihn im Februar 2014 zu sehen bekommt.? Er gab einen interessanten Einblick über die Zeitverhältnisse. ?Zwei Sekunden Animation in einem Film zu produzieren dauert häufig einen ganzen Tag lang.? Ambient Entertainment hat am Standort Hannover Animationsgeschichte geschrieben, denn sie produzierten von 2001 bis 2004 mit BACK TO GAYA den ersten deutschen CGI-animierten Kinofilm überhaupt. Es folgten die animierten Kinofilme URMEL AUS DEM EIS (mit der Bavaria Film GmbH) und URMEL VOLL IN FAHRT (mit der Constantin Film AG) sowie der erste deutsche Animationsfilm in 3D: KONFERENZ DER TIERE (ebenfalls Constantin Film AG).

Im Februar 2014 kommt nun die Constantin-Produktion TARZAN 3D in die Kinos. In Spitzenzeiten beschäftigte Ambient Entertainment für die Animation von TARZAN 3D über 80 Mitarbeiter am Standort Hannover. Um derartige Großprojekte zu stemmen, sei es besonders wichtig, eine gesicherte Finanzierung durch nationale und internationale Partner und Fördereinrichtungen herzustellen, erläuterte Holger Tappe auch in Bezug auf das von ihm vorgestellte brandneue Ambient-Projekt: HAPPY FAMILY, das demnächst in Hannover nach einem Buch von David Safier für das internationale Kinopublikum entstehen soll.

Insgesamt waren sich die Talkgäste einig: In Hannover werden viele spannende Projekte realisiert und Animation sei sicher eine Stärke in Niedersachsen. „Gerade im Bereich Animationsfilm haben wir viel zu bieten, obwohl wir keine großen Agenturen in der Umgebung haben, die als Auftraggeber in Frage kommen“, erklärte Prof. Fischmann. „Leider fehlt es häufig an Selbstbewusstsein über die eigene hocheffiziente Arbeit auch zu berichten. In Niedersachsen herrscht zum Teil noch eine falsche Bescheidenheit.“ Dem stimmte Frank Sennholz zu und Holger Tappe wünschte sich derweil noch eine verstärkte Ausrichtung zur Internationalität, die ab einer bestimmten Budgethöhe einfach erforderlich sei, um große Filmprojekte auch international zu verwerten und zu refinanzieren.

Jochen Coldewey dankte für die Präsentationen und die erhellenden Ausführungen und schloss mit der Bemerkung, dass nordmedia sich gern bereitfindet, den niedersächsischen Animationsfilm weiter zu stärken und über die Grenzen falscher Bescheidenheit hinaus national und international bekannter zu machen.

Beim anschließenden Get Together im Foyer des Künstlerhauses wurden die Gespräche fortgesetzt und die Gelegenheit genutzt, sich über aktuelle Projekte, Entwicklungen und Neuigkeiten auszutauschen.

Text: Greta Clasen

Fotos: Jörg Lorenz