Setbesuch in Hildesheim: "Luisa"

Am Set von LUISA in Hildesheim (v. l.): Gunter Hanfgarn (Produzent, Hanfgarn & Ufer), Petra Schleuning (Leiterin Film- und Medienförderung nordmedia), Thomas Starte (Förderreferent nordmedia), Peter Lohmeyer (Rolle Heimleiter Harald), Eva Löbau (Rolle Mutter Claudia), Bernd Hölscher (Rolle Vater Moritz), Celina Scharff (Rolle Luisa), Sophie Arlt (Produktionsleitung, Meine Damen und Herren), Andrea Ufer (Produzentin, Hanfgarn & Ufer), Silke Merzhäuser (Drehbuch & Produzentin, werkgruppe2), Melanie Lux (Rolle Gisela) und Julia Roesler (Drehbuch, Regie & Produzentin, werkgruppe2) © nordmedia
Am Set von LUISA in Hildesheim (v. l.): Gunter Hanfgarn (Produzent, Hanfgarn & Ufer), Petra Schleuning (Leiterin Film- und Medienförderung nordmedia), Thomas Starte (Förderreferent nordmedia), Peter Lohmeyer (Rolle Heimleiter Harald), Eva Löbau (Rolle Mutter Claudia), Bernd Hölscher (Rolle Vater Moritz), Celina Scharff (Rolle Luisa), Sophie Arlt (Produktionsleitung, Meine Damen und Herren), Andrea Ufer (Produzentin, Hanfgarn & Ufer), Silke Merzhäuser (Drehbuch & Produzentin, werkgruppe2), Melanie Lux (Rolle Gisela) und Julia Roesler (Drehbuch, Regie & Produzentin, werkgruppe2) © nordmedia

Am 1. November 2023 waren wir am Set des nordmedia-geförderten Spielfilms LUISA im Hildesheimer Ortsteil Sorsum. In dem inklusiven Spielfilmprojekt geht es um die 22-jährige Luisa, die in einer Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung lebt. Als sie unerwartet schwanger wird, stellt sich heraus, dass Luisa Opfer sexuellen Missbrauchs wurde. "Jede dritte Frau mit Behinderung hat Erfahrung mit sexueller Gewalt", berichtet Regisseurin Julia Roesler beim Setbesuch. "Das ist leider ein Tabu-Thema und darum nur wenig bekannt. Es gibt auch so gut wie keine professionelle Hilfestellung oder Psychotherapie für behinderte Frauen."

Regisseurin Julia Roesler hat gemeinsam mit Silke Merzhäuser auch das Drehbuch von LUISA geschrieben, das auf umfangreichen Recherchen und Interviews mit Betroffenen beruht. Diese dokumentarische Herangehensweise ist charakteristisch für die Arbeit ihrer werkgruppe2 Filmproduktion, mit der sie schon einige Kurzfilmprojekte realisiert haben. Jetzt wird ihr erstes Langfilmprojekt gedreht, das sie gemeinsam mit der Produktionsfirma Hanfgarn & Ufer und dem ZDF - Das kleine Fernsehspiel produzieren.

Ein Hauptmotiv des Spielfilms ist das "Amalie Sieveking Haus" - ein authentischer Drehort, denn in der Einrichtung der Diakonie Hildesheim leben und arbeiten behinderte Menschen. Der große Komplex am Ortsrand von Sorsum steht heute zum Teil leer, denn sein Wohnkonzept ist nicht mehr zeitgemäß. Da auch Menschen mit Assistenzbedarf am gesellschaftlichen Leben teilhaben und nicht ausgegrenzt werden sollen, sind die Hälfte der ursprünglich 400 Bewohner:innen inzwischen in kleinere ortsnahe Wohnungen umgezogen. Ein Glück für sie und auch für die Filmproduktion von LUISA, die die leerstehenden Räume wie ein Filmstudio sowohl für verschiedene Filmsets als auch zur Unterbringung von Garderobe, Catering und Technik nutzen kann.

Die Titelrolle der Luisa spielt Celina Scharff. Sie ist Teil des inklusiven Kollektivs "Meine Damen und Herren", das aus professionell arbeitenden, behinderten Schauspieler:innen von 19 bis 62 Jahren besteht. LUISA ist das bisher größte Filmprojekt des Ensembles. Insgesamt neun Darsteller:innen von "Meine Damen und Herren" sind dabei: neben Celina Scharff, Melanie Lux, Katharina Bromka, Josefine Großkinski, Noa Michalski, Matthias Zalachowski, Michael Schuhmacher, Lina Strothmann und Dennis Seidel. Außerdem stehen Trixi Strobel, Martin Schnippa, Eva Löbau, Peter Lohmeyer, Bernd Hölscher u.v.a. vor der Kamera von Frank Amann.

"Es ist ein richtiger Ensemble-Film", sagt Julia Roesler beim Setbesuch. "Beim Drehen sind wir sehr offen für Improvisationen. Das, was zum Teil spontan in der Szene entsteht, hätten wir uns im Drehbuch gar nicht besser ausdenken können." Das betont auch Kameramann Frank Amann: "Wir drehen fast alles mit Handkamera, um flexibler zu sein. Vieles, was spontan passiert, ist ein Geschenk für den Film." "Das ist ein ganz tolles Projekt", findet auch Schauspieler Peter Lohmeyer, der den Heimleiter spielt.

"Im Team haben alle ein großes Bewusstsein für die Herausforderungen des inklusiven Drehens. Wir achten sehr darauf, wie es allen Beteiligten geht", berichtet Produzentin Silke Merzhäuser. "Überstunden und Nachtdrehs kommen nicht in Frage". Dabei wird nicht nur im Amalie Sieveking Haus gedreht, sondern auch an verschiedenen Drehorten in und um Hildesheim, z.B. in einer Wäscherei, einem Supermarkt, in einer Studierenden-WG, auf einer Krankenstation und auf einer Landstraße. "Die Ansprechpartnerin für Dreharbeiten in Hildesheim ist wahnsinnig kooperativ, ebenso wie das Team der Diakonie Hildesheim. Hier haben wir ideale Drehorte für LUISA gefunden", freut sich Silke Merzhäuser.

LUISA wurde vom 11. Oktober 2023 bis 24. November 2023 an 34 Tagen von einem rund 50-köpfigen Filmteam gedreht. Der Film wird von der werkgruppe2 Filmproduktion in Koproduktion mit Hanfgarn & Ufer und dem ZDF- Das kleine Fernsehspiel produziert. Redakteurin beim ZDF ist Lucia Haslauer. Förderreferent Thomas Starte betreut das Projekt von Seiten der nordmedia. Der Film hat voraussichtlich 2025 Kinostart im Verleih von IM Film.

Siehe auch: LUISA