Diversität durch Barrierefreiheit, Inklusion und Teilhabemöglichkeiten

SPOT LIGHT diversity | nordmedia talk&night Bremen | 15.06.2023

v.l.: Yared Dibaba, Yvette Gerner, Lars Gerhardt, Neele Buchholz, Petra Schleuning, Canan Venzky, Dominik Rüdi, Cornelia Holsten
v.l.: Yared Dibaba, Yvette Gerner, Lars Gerhardt, Neele Buchholz, Petra Schleuning, Canan Venzky, Dominik Rüdi, Cornelia Holsten

Diversität gibt es überall dort, wo Meschen zusammenkommen - mit diesem Apell startete Moderator und Diversity-Experte Yared Dibaba durch amüsante Publikumseinbindungen in den bunten Abend der SPOT LIGHT diversity nordmedia talk & night Bremen am 15. Juni 2023 in der denkarena des Universum Bremen.

PANEL 1 | Dominik Rüedi und Petra Schleuning sprachen über Barrierefreiheit an Sets und Diversität in der hiesigen Förderlandschaft. Als Regisseur im Rollstuhl verfolgte Dominik Rüedi mit seinem Kurzfilm Schwerelos den Herzenswunsch, das Publikum an seiner Erfahrung mit Querschnittlähmung und einem Leben im Rollstuhl teilhaben zu lassen. Denn wie sich auch an Sets immer wieder zeigt, haben Fußgänger:innen oft eine weniger geschulte Wahrnehmung für potenzielle Barrieren - eine Perspektive die er selbst noch kennt und deswegen mit filmischer Aufklärungsarbeit Handlungsbedarf aufzeigen möchte. Wie wenig Einreichungen von Filmen dieser Art kommen, bestätige Petra Schleuning als Leiterin der Film- und Medienförderung der nordmedia. „Um neue Perspektiven für die Zuschauenden im Kino, aber auch in der Fernsehlandschaft zu etablieren, wollen wir mit unseren geförderten Projekten alle gesellschaftlichen Blickwinkel repräsentieren. Es gilt Chancengleichheit, Barrierefreiheit und Diversität in der Medienbranche zu bestärken und den Weg dafür zu ebnen.”, lädt Petra Schleuning die Branche explizit zur Entwicklung von Projekten mit diverser Perspektive oder Hintergründen ein.

PANEL 2 | Neele Buchholz und Cornelia Holsten teilten sich das Thema Inklusions- und Teilhabemöglichkeiten sowie Sichtbarkeit von Diversität in den Medien. Besonders leichte Sprache ist ein Thema, welches Neele Buchholz bei ihrer Arbeit als Schauspielerin mit Down Syndrom hilft. Denn Worte wie Diversität sind schwer verständlich - besser eignen sich deskriptive Sätze, um Themen und Zusammenhänge zu erklären. Bei ihren Rollen hilft es Neele Buchholz, Texte in eigenen Worten zu formulieren und improvisieren zu dürfen. Ebenfalls hilfreich sind ihre Assisten:innen, die Neele Buchholz bei ihrer Arbeit unterstützen. Während der Rezeption von Medien sind auch Untertitel für Neele zu schnell, weshalb Neele Hörgeräte und eine TV-Box hat - um die Filme besser hören und die Texte verstehen zu können.

Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt Cornelia Holsten ist Themenverantwortliche der Medienanstalten für Diversity. Sie berichtete, dass immer mehr Sender und Streaming-Portale „nachbessern“, vor allem was Untertitel angeht. Dies geht hervor aus den jährlich durchgeführten Monitorings der Medienanstalten zur Erhebung des Status quo und der Entwicklungen barrierefreier Angebote im privaten Fernsehen. Denn diese sind ein wichtiger Baustein im Engagement der Medienanstalten für eine Verbesserung medialer Teilhabemöglichkeiten. Noch sei aber eine ganze Menge zu tun, so Cornelia Holsten, da beispielsweise leichte Sprache sowie Gebärdensprache bisher so gut wie gar nicht eingesetzt werden. Ihr Apell ist, dass Barrierefreiheit nicht mehr an den technischen Möglichkeiten scheitern sollte, denn diese seien vorhanden. Sie ist überzeugt von dem Gewinn, den das Diversitätsthema mit sich bringt - denn nichts präge unsere Gesellschaft so wie es die Medien tun. Doch deutlich wird, dass es noch viel Arbeit bedarf, um Vielfalt wirklich abzubilden. So wurde 2020 auf Initiative der brema das Bündnis „Medien für Vielfalt“ gegründet. Darin vertreten sind ARD, ZDF, Deutsche Welle, Deutschlandradio, Mediengruppe RTL Deutschland und ProSiebenSat.1 Media SE. Das Bündnis setzt sich für mehr Vielfalt vor und hinter der Kamera ein.

PANEL 3 | Canan Venzky aus dem Straßentauben Kollektiv und Radio Bremen Intendantin Yvette Gerner tauschten sich intensiv über die Zusammenarbeit von unterschiedlichsten Menschen und Perspektiven in der Film- und Medienbrache aus. Canan Venzky gründete als non-binäre Person ein Kollektiv, um Filme machen zu können, in denen ebensolche Menschen und Rollen repräsentiert werden. Denn vor allem Arbeitsatmosphären mit einer diversen Teamaufstellung inkl. PboC und LGBTQIA+ Menschen werden aus eigener Perspektive als sicheres Umfeld empfunden. So würden alle Mitglieder auf einen wertschätzenden Umgang miteinander achten und Erfahrungen mit Alltagsrassismen ausbleiben, teilte Canan Venzky die eigenen Empfindungen durch den queeren und migrantischen Hintergrund mit dem Publikum.

Yvette Gerner erzählte unter anderem über die unternehmenspräsente Charta der Vielfalt, die alle Mitarbeitenden auf dem Schreitisch stehen haben. Für sie als Intendantin von Radio Bremen ist es selbstverständlich, immer wieder Arbeit in die Aufstellung diverser Teams sowie einer ebensolchen Arbeitskultur zu investieren. Sie machte gleichzeitig transparent, dass vor allem auch Themen wie beispielsweise Altersdiversität viel Raum einnehmen. Eine vorbildliche Sichtbarkeit von Diversität im Sender leistet unter anderem das junge Angebot mit Bremen Next, aber auch Formate wie der gerade mit dem CIVIS Medienpreis ausgezeichnete COSMO Bremen-Podcast „Unter Almans“ über Migration zeigt, dass Diversitätsthemen kontinuierlich platziert werden. Ein wichtiger und nie endender Prozess, wie Yvette Gerner betont.

Nach der Podiumsdiskussion wurde bei Fingerfood und Drinks im Rahmen der Sonderausstellung im Verlauf des Abends ausgelassen und wertschätzend weiter miteinander diskutiert. Veranstalter des Events war die nordmedia in Kooperation mit der Bremischen Landesmedienanstalt, Radio Bremen und Die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa. Unterstützer waren die swb, die Sparkasse Bremen, das ATLANTIC Hotel sowie das City46.

Fotos: nordmedia/Magdalena Stengel