Fünf Tage engagiertes und mutiges Kino beim 32. FilmFest Osnabrück

Nach fünf Tagen, 84 Filmen davon 15 Deutschlandpremieren, einer Weltpremiere und Begegnungen mit Gästen aus aller Welt endet das 32. Unabhängige FilmFest Osnabrück am 22. Oktober 2017 mit der offiziellen Preisverleihung. In fünf Wettbewerben wurde das vielfältige Programm von Jury und Publikum mit einem Preisgeld von insgesamt 19.000 Euro prämiert.

"Mut zum Widerstand" hieß es in diesem Jahr vor allem im Wettbewerb um den Friedensfilmpreis Osnabrück. Elf Produktionen aus acht Ländern waren für den mit 12.500 Euro dotierten Hauptpreis des Unabhängigen FilmFest Osnabrück nominiert und erzählten vom Widerstand im Großen und Kleinen.

Verleihung des Friedensfilmpreises (v.l.): Gerrit Sievert , Ulrike Dotzer, Leonardo di Costanzo THE INTRUDER, Irja von Bernstorff und Annette Hess
Verleihung des Friedensfilmpreises (v.l.): Gerrit Sievert , Ulrike Dotzer, Leonardo di Costanzo THE INTRUDER, Irja von Bernstorff und Annette Hess

Von Wehrdienstverweigerern in Russland (CONVICTIONS), über eine Frauenrechtsaktivistin in China (HOOLIGAN SPARROW) bis hin zum erschütternden Videotagebuch einer Radio-DJane aus Damaskus (THE WAR SHOW). Am Ende entschied sich die Friedensfilmpreis-Jury bestehend aus Regisseurin Irja von Bernstorff, Drehbuchautorin Annette Hess und NDR-Redakteurin Ulrike Dotzer für Leonardo Di Costanzos einfühlsames Drama THE INTRUDER. Der Film folgt Sozialarbeiterin Giovanna bei ihrer Arbeit mit Kindern in einem von der Mafia regierten Vorort Neapels. Leonardo di Costanzo nahm den Friedensfilmpreis Osnabrück, gestiftet von der Sievert Stiftung für Wissenschaft und Kultur, bei der Preisverleihung persönlich entgegen.

Produzent Lars Lindström SAMI BLOOD bedankt sich per Videobotschaft für den Filmpreis für Kinderrechte
Produzent Lars Lindström SAMI BLOOD bedankt sich per Videobotschaft für den Filmpreis für Kinderrechte

In den Wettbewerben um den Publikumspreis in der Sektion "Focus on Europe" und um den Filmpreis für Kinderrechte gewann die skandinavische Koproduktion SAMI BLOOD - DAS MÄDCHEN AUS DEM NORDEN die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer und überzeugte auch die Jugend-Jury, die aus 15-18-jährigen Schülerinnen und Schülern aus Stadt und Land Osnabrück bestand. Amanda Kernells SAMI BLOOD - DAS MÄDCHEN AUS DEM NORDEN behandelt die Jugend der Sami-Frau Christina Anfang des 20. Jahrhunderts in Schweden. Als Angehörige der ethnischen Minderheit hat die junge Frau mit Diskriminierung, Unverständnis und offenem Rassismus zu kämpfen. Durch seine Thematik und Darstellung schafft der Film Parallelen zum tagesaktuellen Aufkommen von Diskriminierung und Fremdenhass und ist somit für ganz Europa eine relevante Vergegenwärtigung. Produzent Lars Lindström schickte seine Grüße und seinen persönlichen Dank an die Jugend-Jury und das Osnabrücker Publikum per Videobotschaft.

Leonardo di Costanzo THE INTRUDER und Sophie Linnenbaum PIX (beide Mitte)  mit Jurys und Preisstiftern
Leonardo di Costanzo THE INTRUDER und Sophie Linnenbaum PIX (beide Mitte) mit Jurys und Preisstiftern

Im Kurzfilmprogramm wurden dieses Jahr zum ersten Mal zwei Preise vergeben: Eine Neuheit war der Kurzfilmpreis des Unabhängigen FilmFest Osnabrück, verliehen von einer Jury bestehend aus Osnabrücker Studierenden, die beraten wurden von Kurzfilmkennerin und langjährigen Mitarbeiterin der Internationalen Kurzfilmtage in Oberhausen, Jessica Manstetten. Der Preis ging an die clever inszenierte Gesellschaftssatire PIX von Sophie Linnenbaum. Der Kurzfilmpreis des Unabhängigen FimFest Osnabrück wurde vom Studentenwerk Osnabrück gestiftet und ist mit 1.500 Euro dotiert. Sophie Linnenbaum nahm den Preis persönlich entgegen. Der Publikumspreis für den besten Kurzfilm ging an Abini Golds JOY, der auf wahren Begebenheiten beruht und ein klaustrophobisches Zusammenleben einer verwahrlosten Tochter und ihrer verantwortungslosen Mutter porträtiert.

LIEBE AUF SIBIRISCH: Ko-Produzentin Linda Meier-Matern und Regisseurin Olga Delane (v.l.)
LIEBE AUF SIBIRISCH: Ko-Produzentin Linda Meier-Matern und Regisseurin Olga Delane (v.l.)

Zahlreiche Filmschaffende aus dem In- und Ausland waren in Osnabrück zu Gast, um ihre neuesten Filmproduktionen persönlich vorzustellen. Der australische Regisseur Sam Voutas sorgte für gute Laune auf der Eröffnung des FilmFest, als er seine Tragikomödie KING OF PEKING, über ein aus der Not geborenes Vater-Sohn-Joint-Venture mit der Liebe zum Kino und dem Hang zur Raubkopie, vorstellte. Ganz besonders in Erinnerung wird dem Osnabrücker FilmFest-Publikum der Besuch der Regisseurin Obaidah Zytoon bleiben, die ihren sehr persönlichen und eindringlichen Blick auf den Krieg in Syrien mit THE WAR SHOW vorstellte. Die von der nordmedia geförderte Produktion LIEBE AUF SIBIRISCH stellten die Regisseurin Olga Delane und Produzentin Linda Matern vor. Auch der neunjährige Jeremy Miliker begeisterte zuerst mit seiner Darstellung des Adrians in DIE BESTE ALLER WELTEN und anschließend im Q&A auf der Bühne der Lagerhalle das Osnabrücker FilmFest-Publikum.

Festivalleiterin Julia Scheck mit Regisseur Sam Voutas KING OF PEKING
Festivalleiterin Julia Scheck mit Regisseur Sam Voutas KING OF PEKING

Im umfangreichen Rahmenprogramm präsentierte das Festival unter anderem einen Video-Workshop für Schülerinnen und Schüler in Zusammenarbeit mit der LAG Jugend und Film, eine Ausstellung der Fotografin Kerstin Hehmann und des Medienkünstlers Thomas Bartels über das Spiel mit dem Medium Film. Und bot Schülerinnen und Studierenden die Möglichkeit sich als Festivalreporter auszuprobieren. Das Ergebnis ist in Form von fünf Vlgos auf dem Youtube-Kanal und der Facebook-Seite des Festivals zu sehen. Das 33. Unabhängige FilmFest Osnabrück wird vom 17. bis 21. Oktober 2018 stattfinden.

Weitere Informationen: www.filmfest-osnabrueck.de

Fotos: Kerstin Hehmann