"Haus ohne Dach" gewinnt Friedensfilmpreis des FilmFests Osnabrück

- zahlreiche Filmschaffende aus dem In- und Ausland besuchten 31. Ausgabe

Stifter, Jurymitglieder und PreisträgerInnen des 31. Unabhängigen FilmFest Osnabrück
Stifter, Jurymitglieder und PreisträgerInnen des 31. Unabhängigen FilmFest Osnabrück

Der deutsch-kurdische Spielfilm HAUS OHNE DACH von Regisseurin Soleen Yusef hat den mit 12.500 Euro dotierten Friedensfilmpreis Osnabrück gewonnen. In ihrem kraftvollen Debütfilm widmet sich die Regisseurin der Irak-Odyssee dreier Geschwister und setzt sich dabei auf herausragende Weise mit Identitätsfragen und den Wunden der Entwurzelung auseinander. Im Rahmen der Preisverleihung des 31. Unabhängigen FilmFest Osnabrück nahm Regisseurin Soleen Yusef am 23.10.2016 den Friedensfilmpreis in der Lagerhalle Osnabrück entgegen. „HAUS OHNE DACH erzählt uns in großen Kinobildern den Konflikt in Kurdistan vor dem Hintergrund einer Familiengeschichte, in der es um das Verständnis von Identitäten geht“, heißt es in der Begründung der Jury für den Friedensfilmpreis Osnabrück, die sich aus der Regisseurin Sung-Hyung Cho, der Medienjournalistin Anne Krüger und dem Produzenten Gunter Hanfgarn zusammensetzte.

Regisseur und Gewinner des Filmpreis für Kinderrechte Mehrdad Oskouei, Jugendjury und Bürgermeister Burkard Jasper
Regisseur und Gewinner des Filmpreis für Kinderrechte Mehrdad Oskouei, Jugendjury und Bürgermeister Burkard Jasper

Der Publikumspreis ging an das lettische Coming-of-Age-Drama MELLOW MUS von Regisseur Renars Vimba: Die aufwühlende Geschichte der 17-jährigen Raya, die nach dem Tod der strengen Großmutter mit ihrem kleinen Bruder Robis ganz auf sich allein gestellt ist, erhielt den mit 2.500 Euro dotierten Publikumspreis des Festivals. Der mit 2.000 Euro dotierte Filmpreis für Kinderrechte wurde von einer vierköpfigen Jugendjury an die Dokumentation STARLESS DREAMS von Regisseur Mehrdad Oskouei verliehen, die auf berührende Weise das Leben junger Frauen in einer iranischen Haftanstalt einfängt. „Die filmische Umsetzung hat uns gut gefallen, da der Film seinen Bildern viel Freiraum gibt, um für sich zu sprechen. Man sieht immer wieder die lebensfrohen Jugendlichen auf der einen und die hilflosen verzweifelten jungen Frauen auf der anderen Seite. Die Mädchen leiden und niemand setzt sich für die Durchsetzung ihrer Rechte ein, dabei sind sie teilweise noch nicht einmal volljährig“, heißt es in der Begründung der Jugendjury. Der vom Publikum vergebene und mit 500 Euro dotierte Preis für den besten Kurzfilm ging an [OUT OF FRA]ME von Regisseurin Sophie Linnenbaum.

Regisseur Aron Lehman, DIE LETZTE SAU und Festivalleiterin Julia Scheck
Regisseur Aron Lehman, DIE LETZTE SAU und Festivalleiterin Julia Scheck

Zahlreiche Filmschaffende aus dem In- und Ausland waren in Osnabrück zu Gast, um ihre neuesten Filmproduktionen im Programm des 31. Unabhängigen FilmFest persönlich vorzustellen: So brachte Regisseur Aron Lehmann das Eröffnungspublikum am 19. Oktober mit seiner, zwischen anarchischem Witz und Heimatfilm-Charme pendelnden, Agrikultur-Parabel DIE LETZTE SAU zum Lachen und Nachdenken. Co-Regisseur und Hauptakteur Abou Bakar Sidibé (THOSE WHO JUMP) berichtete von seinen Erfahrungen als Flüchtling auf der anderen Seite der hochgesicherten, europäischen Grenze in Melilla, während der belgische Regisseur Pieter-Jan De Pue nach dem Screening seines semidokumentarischen Filmes DAS LAND DER ERLEUCHTETEN für eine Fragerunde zur Kinderrechtssituation in Afghanistan zur Verfügung stand.

Regisseur Mika Hotakainen, WAS MÄNNER SONST NICHT ZEIGEN und Festivalleiterin Julia Scheck
Regisseur Mika Hotakainen, WAS MÄNNER SONST NICHT ZEIGEN und Festivalleiterin Julia Scheck

Zur Vorstellung des kraftvollen Coming-of-Age-Dramas METEORSTRASSE waren Hauptdarsteller Hussein Eliraqui und Kameramann Maurice Wilkerling anwesend und zum klaustrophobischen, nordmedia-geförderten Thriller CLASH konnte Produzentin Nicole Gerhards auf Fragen des Publikums eingehen. Regisseurin Manuela Bastian sprach nach der Filmvorstellung von WHERE TO, MISS? über die Lebenssituation der Frauen in Indien. Der Deutschlandpremiere der gefühlvollen, finnischen Saunadokumentation WAS MÄNNER SONST NICHT ZEIGEN wohnte Regisseur Mika Hotakainen bei und Hauptdarstellerin Nathalie Richard war zur deutschen Erstaufführung von BODY anwesend. Zudem stellte sich die französische Regisseurin Maité Maillé zur Weltpremiere ihres Films MELODY OF THINGS den Fragen des Publikums. Auch Regisseurin Anca Miruna Lazarescu stellte ihren Film DIE REISE MIT VATER persönlich vor.

Kameramann Maurice Wilkerling, re: Hautdarsteller Hussein Eliraqui, METEORSTRASSE und Robert Notbohm (31.UFFOS/Mitte)
Kameramann Maurice Wilkerling, re: Hautdarsteller Hussein Eliraqui, METEORSTRASSE und Robert Notbohm (31.UFFOS/Mitte)

Gunter Hanfgarn, der Produzent von NO LAND’S SONG (Friedensfilmpreis Osnabrück 2015), war Mitglied in der Jury für den diesjährigen Friedensfilmpreis Osnabrück und präsentierte das von ihm co-produzierte Roadmovie DIE REISE NACH LA PAZ. Neben Medienjournalistin Anne Krüger komplettierte Regisseurin Sung-Hyung Cho die Friedensfilmpreisjury 2016 und stellte zudem ihre neueste Dokumentation MEINE BRÜDER UND SCHWESTERN IM NORDEN vor, für deren Realisierung sie die südkoreanische Staatsbürgerschaft ablegen musste. In seinem 31. Jahrgang präsentierte das Festival mit FilmFest Laut eine neue Sektion: Fünf beschwingte, engagierte Filme zelebrierten die völkerverständigende, aufwühlende und zugleich mitreißende Kraft der Musik.

Nach einer ersten Schätzung konnte das Unabhängige FilmFest seine Besucherzahl im Vergleich zum Vorjahr klar halten. So konnten an den fünf Festivaltagen nahezu 6.000 Zuschauer erreicht werden. Im umfangreichen Rahmenprogramm präsentierte das Festival unter anderem eine Veranstaltung zur Feier des 30-jährigen Bestehens des Film & Medienbüros Niedersachsen, sowie Manuel Francescons Programm „Die analoge Achterbahn - 1000 Jahre Super 8“. Zudem zeigte das Festival im neuen Programmpunkt FilmFest Laut & Kurz, Musikvideos von spannenden Bands auf zwei großen Leinwänden in der Lagerhalle Osnabrück. Das 32. Unabhängige FilmFest Osnabrück wird vom 18. bis 22. Oktober 2017 stattfinden.

Fotos: Kerstin Hehmann

Weitere Informationen: www.filmfest-osnabrueck.de