Mads Mikkelsen begeistert Braunschweig

Mads Mikkelsen
Mads Mikkelsen

„Das ist eine fantastische Ehre! Ich werde diesen Preis mit allen Regisseuren teilen, die mich auf meinem Weg begleitet haben“, versprach Mads Mikkelsen, als er die „Europa“ des 28. Internationalen Filmfestivals Braunschweig entgegennahm. Das Festival ehrte den Dänen für seine herausragenden schauspielerischen Leistungen mit dem mit 10.000 Euro dotierten Preis. Zuvor hatte Mikklesen, der direkt vom Set für die dritte Staffel der US-Fernsehserie HANNIBAL aus Toronto angereist war, dem Journalisten Daniel Kothenschulte vor ausverkauftem Saal Rede und Antwort gestanden.

Mikkelsen hatte sichtlich Spaß an den Filmausschnitten, darunter auch die Kussszene aus Simon Stahos Film NU und die Folterszene aus JAMES BOND 007: CASINO ROYALE. „Mikael Persbrandt und ich standen ja sonst eher für Testosteron-Charaktere, daher erregte die Kussszene so viel Aufmerksamkeit“, erklärte Mikkelsen. Daniel Craig sei nach dem Dreh der Bond-Foltersequenz so heiser gewesen, dass er am folgenden Tag keine Stimme mehr gehabt habe und nicht habe drehen können.

Mads Mikkelsen und Burhan Qurbani umringt von der jungen KINEMA-Jury. Links: Amélie Desserre (Juryvorsitz), rechts: Michael P. Aust
Mads Mikkelsen und Burhan Qurbani umringt von der jungen KINEMA-Jury. Links: Amélie Desserre (Juryvorsitz), rechts: Michael P. Aust

Über 10.000 Euro konnte sich auch der französische Regisseur Jean Denizot freuen. Er gewann den Publikumswettbewerb für europäische Debüt- und Zweitfilme mit THE GOOD LIFE einer Videobotschaft  bedankte sich Denizot beim Braunschweiger Publikum und versprach seinen nächsten Film persönlich auf dem Festival. Die junge Jury des deutsch-französischen Jugendpreises KINEMA entschied sich für Regisseur Burhan Qurbanis WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK. Qurbani berichtete, dass sein Team fünf Jahre an dem Film gearbeitet habe: „Und es gab einen Satz, der uns immer wieder begleitet hat: Die alte Welt liegt in Scherben, und die neue ist noch nicht geboren und jetzt ist die Zeit für Monster. Und das monströse, das sind für uns Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Intoleranz. Und das sind Themen, die leider, leider nie aus der Mode kommen, deshalb bin ich froh, dass dieser Film hier gezeigt werden konnte und hier ausgezeichnet worden ist“.

Preisverleihungsmoderatorin Julia Westlake mit der LEO-Jury David Serong, Andreas Wirwalski, Jan Verbeek (v.l.)
Preisverleihungsmoderatorin Julia Westlake mit der LEO-Jury David Serong, Andreas Wirwalski, Jan Verbeek (v.l.)

Die Jury des Kurzfilm-Musikpreises „Leo“ zeichnete die finnische Produktion EMERGENCA CALLS der Regisseure Hannes Vartiainen, Pekka Veikkolainen und Sounddesigner Joonatan Portaankorva aus. Die Experten-Jury mit Journalist Andreas Wirwalski, Medienkünstler Jan Verbeek und Cinema Musica Redakteur David Serong lobte die „außergewöhnliche Komposition von medialen Ausschnitten unserer Wirklichkeit und einer ins Metaphysische verweisenden Postproduktion. Eine Arbeit wie aus einem Guss, in der konsequent der erzählerische rote Faden durchgehalten wird“. Darüber hinaus sprach die Jury eine lobende Erwähnung für OFF GROUND von Boudewijn Koole (Regie), Alex Simu (Musik) und Mark Glynne (Sound) aus den Niederlanden aus. „Für ihr bewegendes Meisterwerk, das auf höchstem künstlerischem Niveau durch die Mischung von Tanz, Musik und Geräuschen die Gesetze der Physik aufhebt. Somit beweisen die Filmemacher, dass auch eine ästhetisch ambitionierte Produktion ohne Pathos ein breites Publikum ansprechen kann“.

An sechs Tagen zeigte das Festival über 300 Kurz- und Langfilmen mit 25 Welt-, Europa- und Deutschlandpremieren. Zur Eröffnung zeigt das Festival die Deutschlandpremiere des Filmkonzerts „Alice im Wunderland - Disney in Concert“ mit dem Staatsorchester Braunschweig unter der Leitung von Helmut Imig vor 1.400 Zuschauern. Dem französischen Komponisten Jean-Michel Bernard war die Retrospektive der Reihe „Musik und Film“ gewidmet. Im Filmmusikgespräch „Talking Piano“ unterhielt er sich mit Cinema Musica Redakteur David Serong über seine Arbeitsweise, Michel Gondry und spielte am Flügel einige Beispiele aus seinem Repertoire. Komponist Michael Riessler und Akkordeonist Jean-Louis Matinier spielten ein von Edgar Reitz‘ DIE ANDERE HEIMAT-Zyklus inspiriertes Konzert. Matthias Hornschuh moderierte das Konzert, das ganz im Zeichen des Jazz und der Neuen Musik stand. 

Christiane Siemen, Philipp Hoffmann, Michael P. Aust, Ulrich Müller-Uri, Andreas Wildfang, Barbara Bauer, Christiane Herzog, Christian Morawietz und Tobias Meyerding (v.l.)
Christiane Siemen, Philipp Hoffmann, Michael P. Aust, Ulrich Müller-Uri, Andreas Wildfang, Barbara Bauer, Christiane Herzog, Christian Morawietz und Tobias Meyerding (v.l.)

Gemeinsam mit Creative Europe Desk Hamburg lud das Festival zum Industry Talk „Digital Distribution“ ein. Philipp Hoffmann (Rushlake Media) moderierte den Talk mit den Referenten Ulrich Müller-Uri (Flimmit), Andreas Wildfang (EyzMedia), Barbara Bauer (Prokino), Christiane Herzog (HFF München), Christian Morawietz (MakeMusic.TV) und Tobias Meyerding (Studio Hamburg Distribution & Marketing). Festivaldirektor Michael P. Aust, der das Festival in diesem Jahr zum ersten Mal leitete, zog eine positive Bilanz: „Ich bin sehr glücklich über das viele positive Feedback, das ich für die Filmauswahl meines Erstlings bekommen habe. Dank eines hervorragenden Teams ist es auch organisatorisch rund gelaufen. Der Auftritt der All-Star Lola-Band mit Helmut Zerlett, Ali N. Askin, Michael Beckmann, Jochen Schmid-Hambrock und Christoph Zirngibl bei der Preisverleihung war ein großartiges Geschenk - und Mads Mikkelsen der tollste und publikumsfreundlichste Star, den man sich nur wünschen kann“.

Weitere Informationen: www.filmfest-braunschweig.de