FilmKometen in Hannover: up-and-coming 2015 ehrt die besten Nachwuchsfilmer

- glückliche Gewinner und ausverkaufte Vorstellungen beim 13. Int. Film Festival Hannover

Preisträger und Jury des up-and-coming
Preisträger und Jury des up-and-coming

Die Gewinner des  Deutschen Nachwuchsfilmpreises, des Bundes-Schülerfilm-Preises und des International Young Film Makers Awards stehen fest. Die FilmKometen genannten Auszeichnungen wurden am 22.11.2015  in Hannover vergeben. Mit der feierlichen Preisverleihung im Kulturzentrum Pavillon ging das 13. Internationale Film Festival Hannover zu Ende. Am Wettbewerb um die von Deutschlands größtem Nachwuchsfilmfestival ausgelobten Preise hatten sich junge FilmemacherInnen aus 57 Ländern beteiligt; insgesamt waren 3.004 Filme für up-and-coming 2015 eingereicht worden.

Joana Stamer mit dem Preis für REYNKE DE VOS
Joana Stamer mit dem Preis für REYNKE DE VOS

Der Deutsche Nachwuchsfilmpreis ging an LIKE AN AFRICA von Samuel Hölscher und Melanie Waelde  (*1993) aus Berlin, an ZUHAUSE von Friedrich Tiedtke (*1991) aus Bohnert und an REYNKE DE VOS von Joana Stamer (*1990) aus Hannover. LIKE AN AFRICA beschreibt das Leben einer Flüchtlingsfamilie aus Gambia in einem kleinen schwäbischem Dorf. "Mit viel Empathie, Respekt und wunderbarerweise auch mit Humor schildert das Filmteam das tägliche Leben, das Ankommen - und das Fremdbleiben", so die Jury. Friedrich Tiedtkes ZUHAUSE überzeugte die Juroren mit seiner sorgfältig komponierten Bildsprache: Mit wenigen Worten erschaffe der Regisseur eine intensive Atmosphäre, die den Kontrast zwischen weihnachtlicher Idylle und den Abgründen eines Familienlebens glaubwürdig erkennen lasse. Bemerkenswert an REYNKE DE VOS fand die Jury vor allem die ungewohnten Bilder, mit denen Joana Stamer ihre selbstironisch-reflektierte Geschichte über das Scheitern, die Hoffnung, das Wiederaufstehen und Weitermachen erzählt habe. Der Deutsche Nachwuchsfilmpreis wird drei Mal vergeben. Alle Auszeichnungen sind gleichwertig und mit jeweils 2.000 Euro dotiert; Preisstifter ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).

Friedrich Tiedtkes mit dem Preis für ZUHAUSE
Friedrich Tiedtkes mit dem Preis für ZUHAUSE

Die Auszeichnung geht außerdem mit einer Produzentenpatenschaft einher. Die diesjährigen Paten sind Jochen Laube, Peter Hartwig und Mike Dehghan. Spontan entschloss sich die Jury, einen Sonderpreis an Lotta Schwerk (*1998) aus Berlin für OKAY. zu vergeben: Bunt, lebensfroh und authentisch, charmant und direkt erzähle OKAY. von erstem Verliebtsein, Coming-out und Freundschaft, kurz und auf den Punkt. Als Pate wird Juror Florian Gärtner Lotta bei ihren kommenden Projekten begleiten; sie erhält außerdem ein von allen Juroren privat gestiftetes Preisgeld von 500 Euro. Eine lobende Erwähnung ging zudem an OTTO DER FRESSACK von Lina Terechin (*2005) aus Reutlingen.

Mit dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 1.000 Euro dotierten Bundes-Schülerfilm-Preis wurden Nick Prahle und Luis Viera Heine (*1996) vom Heilwig-Gymnasium aus Hamburg und ihr Film URBANE BEFRIEDIGUNG - FREI NACH KAFKA geehrt. Ihre sehr freie Adaption mehrerer Erzählungen des Autors werfe einen neuen Blick auf die 'Klassiker', so die Juroren. Überzeugt haben  Nick und Luis auch mit ihrer eigenwilligen Bildsprache sowie den musikalischen und tänzerischen Einlagen. Die Juroren im deutschen Wettbewerb waren Karin Dix, Peter Hartig, Florian Gärtner, Helene Grass und Violetta Schurawlow.

Jessica Poon und Kwan-Fai Lam mit dem Preis für APRIL 21
Jessica Poon und Kwan-Fai Lam mit dem Preis für APRIL 21

Der International Young Film Makers Award ging an Jessica Poon (*1990) aus den USA für APRIL 21, an LE LIEN DÉFAIT von Xavier Leprince (*1989) aus Frankreich sowie an Cerise Lopez und Agnès Patron (*1987) für CHULYEN, HISTORIE DE CORBEAU, ebenfalls aus Frankreich. APRIL 21 sei ein phantasievoller und persönlicher Film, in dem Jessica die Balance zwischen dem Formalistischen und dem Narrativen finde, so die Juroren. Besonders bemerkenswert an LE LIEN DÉFAIT fanden sie, wie Xavier mit Details eine einzigartige Vision geschaffen habe. CHULYEN, HISTORIE DE CORBEAU hingegen bewunderten die Juroren für seine Vielschichtigkeit: "Ein Film, an den man sich, wenn man ihn ein mal gesehen hat, erinnern wird. Wie an einen Traum."

Der International Young Film Makers Award ist nicht dotiert, geht jedoch mit der Aufnahme in das von up-and-coming initiierte Netzwerk MASTERCLASSfilm einher. Lobende Erwähnungen gingen außerdem ECCE HOMO von Dimitar Kutmanov (*1988) aus Bulgarien, QUE DIE É HOJE?  vom Colectivo Fotograma 24 aus Portugal und SENIOR TEACHER von Sha Mo (*1990) aus China. Die Juroren im internationalen Wettbewerb waren Stefano Miraglia, Peter Murdmaa, Federico Lamas und Asako Fujioka.

die Jury des International Young Film Makers Award: Federico Lamas, Stefano Miraglia, Peter Murdmaa und Asako Fujioka
die Jury des International Young Film Makers Award: Federico Lamas, Stefano Miraglia, Peter Murdmaa und Asako Fujioka

Bis zum 1. September waren junge Filmemacher aus aller Welt aufgerufen, ihre Arbeiten für das 13. Internationale Film Festival Hannover einzureichen. Von den 3.004 Bewerbungen aus 57 Ländern nahmen 156 aus 37 Ländern die erste Hürde: Sie wurden für den Deutschen Nachwuchsfilmpreis, den Bundes-Schülerfilm-Preis oder den International Young Film Makers Award nominiert und konkurrierten auf dem Festival um die Gunst des Publikums und der Live-Jury. Über 300 NachwuchsfilmerInnen waren während des Festivals in Hannover zu Gast. Auch beim Publikum erfreute sich das 13. Internationale Film Festival Hannover eines regen Interesses: Mehrere Tausend Zuschauer kamen in den Pavillon; die meisten Vorstellungen waren ausverkauft.

die Jury des deutschen Wettbewerbs:  Helene Grass, Peter Hartig, Karin Dix, Violetta Schurawlow und Florian Gärtner
die Jury des deutschen Wettbewerbs: Helene Grass, Peter Hartig, Karin Dix, Violetta Schurawlow und Florian Gärtner

Ein Novum bei up-and-coming 2015 war die Beteiligung Deutscher Auslandsschulen, von denen zehn, unter anderem aus Hurghada, St. Petersburg, Genf, Dublin und Helsinki waren in Hannover vertreten waren. "An vielen Auslandsschulen hat man nach einer internationalen Plattform gesucht, um sich präsentieren und mit anderen ins Gespräch kommen zu können", sagt Festivalleiter Burkhard Inhülsen. up-and-coming freue sich sehr, den Auslandsschulen eine solche Plattform zu bieten; die Zusammenarbeit solle künftig intensiviert werden. Angetan von dieser Entwicklung entschied die Festivalleitung, eine herausragende Arbeit von einer Deutschen Auslandsschule mit einem neuen Preis zu ehren: der NANAH, die bereits am Samstag Nachmittag vergeben wurde. Die Auszeichnung ging an BOOTSWERFT von Schülern der Deutschen Auslandsschule in Hurghada. Vorerst ein reiner Ehrenpreis soll die NANAH in Zukunft fester Bestandteil von up-and-coming werden. Das 14. Internationale Film Festival Hannover findet im November 2017 statt.

Weitere Informationen: www.up-and-coming.de

Fotos: Knut Krafft