"No Land’s Song", "Niemandskind" und "Gerry’s Garden" gewinnen beim 30. Unabhängigen Filmfest Osnabrück

Regisseur Ayat Najafi (NO LAND'S SONG), Mirko Bojovic (NIEMANDSKIND), Gunther Hanfgarn (NO LAND'S SONG)
Regisseur Ayat Najafi (NO LAND'S SONG), Mirko Bojovic (NIEMANDSKIND), Gunther Hanfgarn (NO LAND'S SONG)

Friedensfilmpreis Osnabrück für NO LAND'S SONG von Ayat Najafi / Publikumspreis und Filmpreis für Kinderrechte für NIEMANDSKIND von Vuk Ršumovic/ Kurzfilmpreis für GERRY'S GARDEN von Jobie Nam

Der deutsch-französische Dokumentarfilm NO LAND'S SONG von Ayat Najafi über eine iranische Musikerin, die trotz offiziellem Gesangsverbot unerschrocken für das Recht der weiblichen Stimme im Iran kämpft, hat den mit 10.000 Euro dortierten Friedensfilmpreis der Stadt Osnabrück gewonnen. Im Rahmen der Preisverleihung des 30. Unabhängigen FilmFest Osnabrück nahmen Regisseur Ayat Najafi und Produzent Gunther Hanfgarn am 11.10.2015 den Friedensfilmpreis in der Lagerhalle Osnabrück entgegen.

Preisverleihung: Das Team des FilmFests sagt "Danke".
Preisverleihung: Das Team des FilmFests sagt "Danke".

"NO LAND'S SONG erschöpft sich nicht in der teilweise mit investigativer Schärfe vorgetragenen Analyse eines repressiven Systems, sondern weiß auch um die große integrative und unmittelbare emotionale Kraft der Musik, die uns an mehr als einer Stelle zu Tränen gerührt hat“, heißt es in der Begründung der Jury für den Friedensfilmpreis Osnabrück, die sich aus der Filmemacherin Roswitha Ziegler, der Festivalleiterin Silke Räbiger und dem Filmjournalisten Joachim Kurz zusammensetzte. „Sie bringt die Augen der Musikerinnen zum Leuchten, sie erzählt von Schmerz, Unterdrückung, Hoffnung, Aufbruch und Freiheit.“ Die Jury versteht die Auszeichnung für NO LAND'S SONG  ausdrücklich als „Ermutigung, mit der Kraft der Kunst und insbesondere der Musik Brücken zu bauen zwischen verschiedenen Kulturen, Völkern und Religionen.“ Ayat Najafis NO LAND'S SONG soll Anfang 2016 offiziell in den deutschen Kinos gestartet werden.

FilmFest-Stimmung in der Lagerhalle
FilmFest-Stimmung in der Lagerhalle

Gleich zwei Preise des Unabhängigen FilmFest Osnabrück gehen an die serbisch-kroatische Koproduktion NIEMANDSKIND von Vuk Ršumovic: Die dramatische Geschichte eines „Wolfskindes“ vor dem Hintergrund des jugoslawischen Bürgerkrieges erhält sowohl den mit 2.500 Euro dotierten Publikumspreis des Festivals als auch den mit 2.000 Euro dotierten Filmpreis für Kinderrechte, der von einer Jugend-Jury vergeben wird. „Die Filme des Wettbewerbs um den Filmpreis für Kinderrechte haben uns ganz unterschiedlich junge Menschen an verschiedenen Orten der Welt nahe gebracht. Die Wahl des Gewinners ist uns nicht leicht gefallen, und wir haben sehr lange diskutiert“, heißt es in der Begründung der Jury aus fünf Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren. „Wir zeichnen Niemandskind von Vuk RšumoviC mit dem Filmpreis für Kinderrechte aus, weil der Film äußerst eindringlich und düster, aber auf großartige Weise das Recht jedes Kindes auf Familie, Nahrung, Kleidung und Bildung verdeutlicht.“ Produzent Mirko Bojovic nahm die beiden Preise für NIEMANDSKIND persönlich entgegen.

Karl Maier und Ayat Najafi (v.l.)
Karl Maier und Ayat Najafi (v.l.)

Der Preis für den besten Kurzfilm, dotiert mit 500 Euro geht an GERRY'S GARDEN aus Großbritannien. Die Kurzkomödie des Nachwuchsregisseurs Jobie Nam lässt einen Streit zwischen Hund und Katze von Menschen austragen. „Ich danke allen Festivalbesuchern, die für meinen Film gestimmt haben, und hoffe, das FilmFest Osnabrück im nächsten Jahr besuchen zu können“, sagte Regisseur Jobie Nam in einer Videobotschaft auf der Preisverleihung des 30. Unabhängigen FilmFest Osnabrück, das nach einer ersten Schätzung seine Besucherzahl aus dem Vorjahr mit 6.000 Zuschauern erneut erreicht hat.

Eröffnung: Regisseur Axel Ranisch, Darsteller Christian Steiffen und Festivalleiter Florian Vollmers (v.l.)
Eröffnung: Regisseur Axel Ranisch, Darsteller Christian Steiffen und Festivalleiter Florian Vollmers (v.l.)

Zahlreiche Filmschaffende aus dem In- und Ausland waren in Osnabrück zu Gast, um ihre neuesten Filmproduktionen persönlich vorzustellen: So sorgte Regisseur Axel Ranisch für gute Laune auf der Eröffnung des FilmFest, als er seine Tragikomödie ALKI ALKI vorstellte.

Die britische Regisseurin Kim Longinotto, die schon zweimal mit Preisen beim FilmFest Osnabrück ausgezeichnet wurde (Friedensfilmpreis Osnabrück 2013 für SALMA, Filmpreis für Kinderrechte 2002), präsentierte ihre engagierte Dokumentation DREAMCATCHER über eine unerschrockene Sozialarbeiterin auf dem FilmFest als Deutschlandpremiere. Ebenfalls im Wettbewerb für den Friedensfilmpreis Osnabrück war das bildgewaltige estnische Drama IN THE CROSSWIND, zu dessen Vorführung die Produzentin Pille Rünk angereist war.

Empfang im Friedenssaal des Rathauses Osnabrück: die Jury-Mitglieder Joachim Kurz und Silke Räbiger
Empfang im Friedenssaal des Rathauses Osnabrück: die Jury-Mitglieder Joachim Kurz und Silke Räbiger

Die georgische Regisseurin Salomé Alexi stellte ihren Film LINE OF CREDIT vor, während sich für das ergreifende Vater-Sohn-Migrationsdrama BABAI, in dem der zehnjährige Nori seinem Vater auf eigene Faust vom Kosovo nach Deutschland folgt, Filmkomponist André Feldhaus in Osnabrück dem Publikum stellte. In der Sektion FilmFest Extrem waren Regisseur Cem Kaya (REMAKE, REMIX, RIP OFF) und Regisseur Nikias Chryssos (DER BUNKER) zu Gast. Filmemacherin Roswitha Ziegler, die bereits bei den ersten „Tagen des unabhängigen Films“ mit ihrer Mockumentary ZWISCHENZEIT vertreten war, kehrte zum dreißigsten Jubiläum des Festivals mit ihrer sehr persönlichen Dokumentation NOCH HIER SCHON DA nach Osnabrück zurück.

Im umfangreichen Rahmenprogramm präsentierte das Festival unter anderem eine Gala zu 50 Jahren Super 8 sowie einen Video-Workshop mit dem niederländischen Regisseur Jacco Groen, in dessen Rahmen Handlungsmotive seines Spielfilms  LILET NEVER HAPPENED weitergesponnen wurden. Das 31. Unabhängige FilmFest Osnabrück wird vom 19. bis 23. Oktober 2016 stattfinden.

Weitere Informationen: www.filmfest-osnabrueck.de

Fotos: Kerstin Hehmann