"Großartige cineastische Neugier, wunderbarer Humor und absolute Liebenswürdigkeit"

- das 28. Internationale Filmfest Emden-Norderney begeistert Gäste und Publikum

Ulrich Tukur - Besondere Ehrung Emder Schauspielpreis 2017
Ulrich Tukur - Besondere Ehrung Emder Schauspielpreis 2017

Wieder über 24.000 Besucherinnen und Besucher - das Internationale Filmfest Emden-Norderney bestätigte vom 7. bis 14. Juni 2017 eindrucksvoll das Rekordergebnis aus dem Vorjahr, als mit 24.600 Zuschauern eine neue Höchstmarke gesetzt wurde. „Eine tolle Atmosphäre, viele Erstaufführungen, ein überzeugendes Programmkonzept und ein begeistertes Publikum haben die 28. Ausgabe unseres Festivals am Meer wieder zu einem echten Kinoereignis werden lassen“, so Filmfestleiter Rolf Eckard.  Dies gilt genauso für Norderney, wo erstmals Kathrin Neuhaus für die Leitung des Spielbetriebes verantwortlich war, denn Vorgänger Herbert Visser war nach 19 Festivalausgaben auf der Insel in den Ruhestand gewechselt.

Integrationspreis der Insel Norderney 2107 für Sibel Kekili
Integrationspreis der Insel Norderney 2107 für Sibel Kekili

Genau wie in Emden war auch auf Norderney der durchschnittliche Besuch der Filme angestiegen - allerdings musste das Insel-Programm aus organisatorischen Gründen von 38 auf 32 Aufführungen reduziert werden, so dass es unter dem Strich nicht zu einem erneuten Gesamt-Zuschauerrekord kommen konnte. Die Stimmung bei Publikum und Gästen war nicht zu übertreffen, die hohe Zufriedenheit mit dem Programm, das mit über 30 Ur- und Erstaufführungen aufwarten konnte, wurde allerorts im Festivalgeschehen besonders betont. “Großartige cineastische Neugier, wunderbarer Humor und absolute Liebenswürdigkeit - So ein Filmfest habe ich selten erlebt - eigentlich noch nie…!“ zeigte sich dann auch Schauspielpreisträger Ulrich Tukur, dem eine eigene Filmreihe gewidmet worden war, begeistert.

Regisseur Florian Baxmeyer (2.v.r.) und  Teammitglieder des neuen Bremen-Tatorts ZURÜCK INS LICHT nach der Premiere im Emder Cinestar Filmpalast.
Regisseur Florian Baxmeyer (2.v.r.) und Teammitglieder des neuen Bremen-Tatorts ZURÜCK INS LICHT nach der Premiere im Emder Cinestar Filmpalast.

Auch bei den Preissymbolen des Festivals gab es eine Premiere: Erstmals wurde der neue „Emder Engel“ oder auf Platt das „Engelke“ vergeben: Beim SCORE Bernhard-Wicki-Preis, beim Emder Drehbuchpreis, dem Emder Schauspielpreis, dem Creative Energy Filmpreis und dem Engelke-Kurzfilmpreis. Im kommenden Jahr soll dieses Symbol dann auch für den AOK-Filmpreis und den DGB-Filmpreis stehen. „Berlin hat seine Bären, Cannes die Palme und Locarno seine Leoparden. Dort stehen die Symbole nicht nur für einzelne Preise, vielmehr sind sie zum Markenzeichen des ganzen Festivals geworden und stiften Identität“, so Rolf Eckard. Ein „altes“ Preissymbol wird aber doch bleiben: Der 1995 eigens von Otto Waalkes gestaltete „Kamera-Ottifant“ in Bronze wartet auch in Zukunft auf die Gewinner des Ostfriesischen Kurzfilmpreises. Schließlich ist der Ottifant bis heute eine Art heimliches Festivalsymbol - allerdings in einer Plüschvariante, die traditionell alle  Festivalgäste nach ihren Filmen als kleines Präsent erhalten.

OSCAR-Preisträger Pepe Danquart und Schauspielerin Jessica Schwarz im Talk
OSCAR-Preisträger Pepe Danquart und Schauspielerin Jessica Schwarz im Talk

Ein „gravierendes“ Problem gab es dann aber doch zu Beginn der Preisverleihung am Festivalsonntag im Neuen Theater Emden: Die im Zuschauerranking führenden Filme im Wettbewerb um den SCORE Bernhard-Wicki-Preis lagen so eng beieinander, so dass sich SCORE-Geschäftsführer Thomas Ehrlich zur Freude aller Beteiligten und des Publikums spontan entschloss, das SCORE-Engagement für zusätzliche Preise für den zweiten und dritten Platz zu erhöhen - und durch die zusätzlichen Gravuren verzögerte sich die Lieferung der Preissymbole ins Theater um ein paar Minuten…

Insgesamt wurden in den sieben Filmwettbewerben, dem Drehbuchwettbewerb sowie bei drei besonderen Ehrungen (Emder Schauspielpreis, Integrationspreis der Insel Norderney, Sonderpreis „Ein Schreibtisch am Meer“) insgesamt Preisgelder in Höhe von € 65.500 vergeben.

SCORE-Chef Thomas Ehrlich überreicht den SCORE Bernhard Wicki Preis 2017 für UN SAC DE BILLES (Ein Sack voll Murmeln) an Katharina Günther (Weltkino).
SCORE-Chef Thomas Ehrlich überreicht den SCORE Bernhard Wicki Preis 2017 für UN SAC DE BILLES (Ein Sack voll Murmeln) an Katharina Günther (Weltkino).

UN SAC DE BILLES (EIN SACK VOLL MURMELN) hieß der große Gewinner der Preisverleihungs-Gala im Neuen Theater Emden. Der Film des französischen Regisseurs Christian Duguay über zwei jüdische Jungen, die sich im Zweiten Weltkrieg mit viel Einfallsreichtum durch das von Deutschland besetzte Frankreich schlagen, gewann mit dem SCORE Bernhard-Wicki-Preis den mit € 10.000 dotierten Hauptpreis des Festivals und darüber hinaus auch den mit € 7.000 dotierten DGB-Filmpreis für gesellschaftlich in besonderer Weise engagiertes Kino. Beide Preise wurden traditionell vom Publikum in Emden und auf Norderney mit Hilfe von Stimmkarten entschieden. Je ein Engel in Silber ging an Aisling Walsh für ihr berührendes und kraftvolles Beziehungsdrama MAUDIE, das von den beiden großartigen Darstellern Sally Hawkins und Ethan Hawke getragen wird, sowie an das moderne britische Märchen DER WUNDERBARE GARTEN DER BELLA BROWN von Simon Aboud und an das norwegische Drama DAS LÖWENMÄDCHEN von Vibeke Idsoe, die den Preis persönlich in Empfang nahm.

Holger Ahäuser (NDR) übergibt den NDR-Filmpreis 2017 an Tobias Wiemann für AMELIE RENNT
Holger Ahäuser (NDR) übergibt den NDR-Filmpreis 2017 an Tobias Wiemann für AMELIE RENNT

Der mit € 5.000 dotierte NDR Filmpreis für den Nachwuchs ging an den deutsch-italienischen Jugendabenteuerfilm AMELIE RENNT, Regisseur Tobias Wiemann nahm die Auszeichnung sichtlich bewegt im Neuen Theater entgegen.

ET LES MISTRALS GANGANTS (EVERYDAY HEROES) von Anne-Dauphine Julliand, ein französischer Dokumentarfilm über fünf kranke Kinder voller Lebensmut und Energie, wurde mit dem AOK Filmpreis ausgezeichnet. Der Preis ist ebenfalls mit € 5.000 dotiert und wurde der Filmemacherin bei der Gala überreicht.

Arman T. Riahi  - Gewinner Creative Energy Award - und Manfred Ackermann (Stadtwerke Emden)
Arman T. Riahi - Gewinner Creative Energy Award - und Manfred Ackermann (Stadtwerke Emden)

Der Creative Energy Filmpreis ging in diesem Jahr nach Österreich. Mit dem von einer Fachjury vergebenen und mit € 5.000 dotierten Preis wurde eine Teamleistung ausgezeichnet. Regisseur und Autor Arman T. Riahi, sein Bruder, der Produzent Arash T. Riahi sowie die Schauspieler Aleksandar Petrovic und Faris Endris Rahoma wurden für herausragende kreative Leistungen bei der gemeinsamen Umsetzung des Filmprojektes DIE MIGRANTIGEN geehrt. In der Jurybegründung hieß es: „Dieses autobiografisch inspirierte Migranten-Märchen macht Mut. Wenn sich künstlerische Kräfte bündeln, um nach jahrelangem Ringen mit Vorurteilen und Förderungsgremien einen Film hervorzubringen, der all das lebensklug und auch sehr unterhaltsam spiegelt, ist das ein Glücksfall - ist das pure kreative Energie!“

Schauspielerin Loes Schnepper mit dem Ostfriesischen Kurzfilmpreis der VGH  für GRATIS und Lothar Streblau (VGH)
Schauspielerin Loes Schnepper mit dem Ostfriesischen Kurzfilmpreis der VGH für GRATIS und Lothar Streblau (VGH)

Der Ostfriesische Kurzfilmpreis der VGH, insgesamt dotiert mit € 4.000, ging an GRATIS von Merjin Scholte-Albers und Tobias Smeets aus den Niederlanden (Platz 1). Platz 2 belegte THE PARTY aus Irland von Andrea Harkin und Platz 3 ging an BACKSTORY aus Deutschland von Joschka Laukeninks. Den Engelke-Kurzfilmpreis der Sparkasse Emden, der mit € 2.500 dotiert ist, gewann DIE BESONDEREN FÄHIGKEITEN DES HERRN MAHLER von Paul Philipp.

Ein Höhepunkt der Preisverleihung war die Vergabe des Emder Schauspielpreises 2017 an Ulrich Tukur. Die Laudatio auf den Künstler hielt der Autor und Regisseur Bastian Günther, der mit Tukur u.a. den Film HOUSTON gedreht hat. Der Film lief in der mit der Ehrung verbundenen Portraitreihe, die Ulrich Tukur persönlich für das Filmfest zusammengestellt hatte.

Weitere Informationen: www.filmfest-emden.de